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17.10.2019

UBA: Neue internationale Norm unterstützt bei Anpassung an Klimafolgen

Neben Maßnahmen zum Klimaschutz rückt auch die systematisch geplante Anpassung an die Folgen des fortschreitenden Klimawandels zunehmend in den Fokus von Entscheidungsträgern – sowohl in Städten und Gemeinden als auch in Unternehmen. Die neue Norm ISO 14090 der Internationalen Normungsorganisation (ISO) gibt nun Hilfestellung, wie gute Anpassung schrittweise umgesetzt werden kann.

Den vielfältigen Folgen des Klimawandels vorbereitet begegnen

Durch den Klimawandel ist in Deutschland zukünftig mit häufigeren Starkregenereignissen zu rechnen. 
Quelle: Pixabay/Benfe Durch den Klimawandel ist in Deutschland zukünftig mit häufigeren Starkregenereignissen zu rechnen. Quelle: Pixabay/Benfe

Steigende Temperaturen verändern landwirtschaftliche Produktionsbedingungen, Extremwetterereignisse beeinträchtigen Infrastrukturen und unterbrechen Lieferketten. Neben seinen wirtschaftlichen und ökologischen Auswirkungen trifft der Klimawandel aber auch die Gesundheits- und Sozialsysteme, beispielsweise wenn Hitzewellen das Wohlbefinden und die Leistungsfähigkeit der Menschen mindern.

Die Globale Anpassungskommission unter der Leitung von Ban Ki-moon, ehemaliger Generalsekretär der Vereinten Nationen, sieht in einem aktuellen Bericht die planvolle Reaktion auf den Klimawandel als dringende und allgegenwärtige Herausforderung - sowohl bei politischen als auch bei unternehmerische Entscheidungen. Die Kommission fordert gar eine „Revolution in der Planung“. Deutlich wird: Eine systematische, planvolle Anpassung an die Folgen des Klimawandels wird zunehmend ein Thema für Entscheidungsträger in Städten und Gemeinden aber auch in Unternehmen.

Die Krux dabei ist, dass der Klimawandel sich je nach Region und Sektor unterschiedlich auswirkt und Akteure daher jeweils spezifische Strategien und Maßnahmen entwickeln müssen, um damit umzugehen. Doch wie können solche Prozesse aufgesetzt werden? Woran können sich Verantwortliche orientieren? Welche Anforderungen sollte das Klimaanpassungs-Management mindestens erfüllen?

ISO 14090 – eine Norm für die systematische Anpassung an die Klimafolgen

Bei diesen Herausforderungen kann eine neue Norm helfen. Die Internationale Organisation für Normung (ISO) ist eine Vereinigung von Normungsorganisationen aus aller Welt und erarbeitet länderübergreifend gültige Normen. Im Sommer 2019 hat sie die erste internationale Norm zur Anpassung an die Folgen des Klimawandels veröffentlicht. Die ISO 14090 „Anpassung an die Folgen des Klimawandels - Grundsätze, Anforderungen und Leitlinien“ zielt darauf ab, Organisationen bei der Bewertung der Auswirkungen des Klimawandels zu unterstützen und Pläne für eine effektive Anpassung aufzustellen. Die Norm soll helfen, Risiken zu identifizieren und zu managen, aber auch Chancen zu nutzen, die der Klimawandel eventuell mit sich bringt. Jede Organisation, unabhängig von ihrer Größe oder Art, kann die Norm anwenden.

Fünf Schritte für kontinuierliches Lernen und Verbessern

Die ISO-Norm ist iterativ angelegt und unterstützt kontinuierliche Lern- und Verbesserungsprozesse. Der bewusst nicht linear gehaltene Ansatz ermöglicht es Organisationen, die Struktur zu übernehmen – unabhängig davon, in welcher Phase der Anpassung an den Klimawandel sie sich bereits befinden.

Die ISO 14090 umfasst fünf Schritte:

  1. Vorplanung
    Dies ist ein Prozess, der die Organisation auf die Durchführung der folgenden Schritte vorbereitet. Dabei sollte vor allem die Fähigkeit zur aktiven Umsetzung der Anpassungsmaßnahmen realistisch eingeschätzt werden.

  2. Bewertung der Auswirkungen des Klimawandels: Risiken und Chancen
    Hierfür muss die Organisation systematisch bewerten, wie ihre Aktivitäten, Produkte und Dienstleistungen durch den Klimawandel beeinflusst werden könnten. Die Bewertung muss sowohl langsam einsetzende (chronische) Auswirkungen als auch plötzliche (akute) Auswirkungen aufgrund von Extremereignissen umfassen. Dabei können unterschiedliche Methoden zum Einsatz kommen. Die Norm schlägt etwa Vulnerabilitätsanalysen oder Risikobewertungen vor, aber auch Schwellenwertanalysen. Die Bewertung muss von kompetenten Personen oder Institutionen, entweder intern oder extern, vorgenommen werden.

  3. Anpassungsplanung
    In diesem Schritt muss die Organisation einen Anpassungsplan aus unterschiedlichen Wissens-, Informations- und Datenquellen vor dem Hintergrund bestehender Richtlinien, Strategien, Planungs- und Entscheidungsprozessen erstellen. Die Organisation muss dabei Maßnahmen mit Priorität identifizieren und darlegen, wie diese in generelle Richtlinien, Strategien und Pläne passen.

  4. Umsetzung
    Bei der Umsetzung führt die Organisation die im Anpassungsplan festgelegten Maßnahmen durch. Ausweichmöglichkeiten sollten einkalkuliert werden, beispielsweise für den Fall, dass die geplanten Maßnahmen nicht die gewünschten Ergebnisse erzielen oder neue Erkenntnisse oder Gegebenheiten vorliegen.

  5. Monitoring und Evaluierung
    Die Norm empfiehlt, einen Monitoring- und Evaluierungsplan zu erarbeiten, mit dem die Fortschritte im Vergleich zum Umsetzungsplan beurteilt werden. So behält die Organisation die Entwicklung ihrer Anpassung an die Klimafolgen im Blick. In einem iterativen Prozess können zufriedenstellende Fortschritte bestätigt und Hinweise auf unbefriedigende Aspekte frühzeitig aufgezeigt werden. Wenn nötig, werden zusätzliche Maßnahmen ergriffen oder Korrektur angestoßen.

  6. Berichterstattung und Kommunikation
    In diesem Schritt beschreibt die Norm den Austausch mit interessierten Parteien außerhalb der Organisation. Die Kommunikation sollte durch einen leicht zugänglichen und kostenfreien Bericht über die Anpassung an die Folgen des Klimawandels gestützt sein.

Zwei Anhänge geben weiterführende Hinweise, wie die in der Norm genannten möglichen Verfahren des systemischen Denkens und der Schwellenwertanalyse umgesetzt werden können.

Weitere Normen zur Anpassung an Klimafolgen sind in Arbeit

Die ISO 14090 ist als übergreifende Norm für das generelle Management der Anpassung an den Klimawandel angelegt. Sie wurde parallel auch als europäische und nationale Norm übernommen. Das Technische Komitee ISO/TC 207, in dem die Norm entwickelt wurde, arbeitet bereits an weiteren Orientierungshilfen. Dazu gehört eine Norm speziell zur Bewertung von Klimarisiken (vorgesehen als ISO 14091), in den auch die deutschen Erfahrungen des durch UBA angeleiteten Behördennetzwerkes aus der Vulnerabilitätsanalyse des Bundes sowie der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit eingeflossen sind. Eine weitere Norm wird die Planung von Anpassungsaktivitäten speziell auf lokaler Ebene adressieren (vorgesehen als ISO/TS 14092). Beide Dokumente werden voraussichtlich im Laufe des Jahres 2020 veröffentlicht.
Darüber hinaus wird das Thema Klimarisiken derzeit in internationalen Normungsprojekten zu grüner beziehungsweise nachhaltiger Finanzierung eingebracht. Weitere Normungsprojekte im Themenfeld Anpassung an die Folgen des Klimawandels sind in der Diskussion. Die Arbeiten werden von deutscher Seite in einem entsprechenden Arbeitsausschuss des Deutschen Instituts für Normung (DIN) begleitet.

Lesen Sie dies und mehr auf den Seiten des Umweltbundesamtes (Link zu der ISO-Norm, Kontakt …)

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