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01.02.2019

PIK: Reallabor „Klimaneutral leben in Berlin“ zieht Bilanz: Jeder Einzelne kann etwas zur Klimastabilisierung beitragen, aber ohne die Politik geht es nicht

„Klimaneutral leben in Berlin“ – ein Jahr lang haben sich mehr als 100 Berliner Haushalte an einem klimafreundlicheren Alltag versucht, von Familien mit Kindern, Lebenspartnerschaften, Wohngemeinschaften bis hin zu Singles. Im Reallabor unter der Leitung des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) konnten die Haushalte ihre Klima-Bilanz im Schnitt um etwa 10 Prozent senken, und das obwohl sie schon zum Projektbeginn im Mittel 25 Prozent unter dem Bundesdurchschnitt starteten. Die Bilanz des Projekts zeigt, dass in allen Sektoren von Ernährung und Konsum bis zu Strom, Heizung und Mobilität großes Potenzial für den Einzelnen steckt, CO2-Emissionen einzusparen. Gleichzeitig verdeutlicht das Experiment auch, wo die Grenzen des einzelnen Beitrags zum Klimaschutz liegen und politische Rahmenbedingungen gefragt sind, um die Voraussetzungen zu schaffen für einen klimafreundlicheren Alltag.

Reallabor „Klimaneutral leben in Berlin“ 
Quelle: (c) panthermedia.net / frenta Quelle: (c) panthermedia.net / frenta

„Jeder kann einen großen Beitrag zur Klimastabilisierung leisten, etwa durch eine Ernährung mit mehr Gemüse und wenig Fleisch, indem man öfter auf Rad oder öffentliche Verkehrsmittel umsteigt oder zu Hause auf Grünstrom umstellt“, sagt Fritz Reusswig, Leiter des Projekts „Klimaneutral leben in Berlin“ (KliB). Während der Bundesdurchschnitt bei etwa 11 Tonnen CO2 pro Jahr liegt, waren die am KliB-Reallabor freiwillig teilnehmenden Haushalte von Anfang an schon deutlich klima-affiner. „Je besser die eigene Klima-Bilanz ist, desto schwieriger wird es, weiteres CO2 einzusparen. Aber auch dann gibt es noch Möglichkeiten, den eigenen CO2-Fußabdruck weiter zu senken“, erklärt Reusswig. Besonders erfolgreich waren Haushalte, die im Rahmen des Reallabors Energieberatungen beanspruchten – sie konnten ihren CO2-Fußabdruck um bis zu 40 Prozent senken. Andere Haushalte waren weniger erfolgreich dabei, Emissionen einzusparen – etwa wenn in Familien mit Kindern mal ein Schüleraustausch nach Neuseeland zwar den Horizont, aber auch die Klima-Bilanz um einige Emissionen erweiterte. Im Mittel senkten die KliB-Haushalte ihren CO2-Fußabdruck um etwa 10 Prozent und landeten damit bei 7,8 Tonnen pro Kopf – rund 35 Prozent besser als der deutsche Durchschnitt. Ein persönlicher CO2-Fußabdruck, der mit den globalen Klimaschutzzielen von Paris, den Klimaschutzzielen des Bundes und dem Klimaneutralitätsziel des Berliner Senats für 2050 übereinstimmt, müsste aber auf ungefähr 1 Tonne CO2 pro Kopf und Jahr herunterkommen.

„Auf jährlich 7,8 Tonnen CO2 zu reduzieren, das könnte für jeden Haushalt leicht möglich sein – und das wäre bundesweit schon mal eine ganze Menge“, sagt Reusswig. „Gleichzeitig zeigt das Reallabor jedoch auch sehr klar die Grenzen des Einzelnen auf: Selbst ambitionierte Haushalte können ihre Klima-Bilanz maximal halbieren, doch dann ist irgendwann Schluss. Ab einem bestimmten Punkt hilft nur eine andere Politik“, so Reusswig. Denn sogenannte öffentliche Emissionen etwa durch Straßenbeleuchtung, Krankenwagen oder auch die Bundeswehr können nicht vom Einzelnen minimiert werden. „Da ist die Politik in der Pflicht, für Rahmenbedingungen zu sorgen, die einem klimafreundlicheren Alltag entgegenkommen. Gerade bei der Ernährung oder dem Öffentlichen Verkehr braucht es weitergehende Anstrengungen. Dort müssen Politik und Wirtschaft ansetzen und nachhaltigere, bessere Rahmenbedingungen und Infrastruktur für einen klimafreundlichen Alltag schaffen. Das wünschen sich auch unsere Haushalte.“

„Klimaneutral leben ist unser gesellschaftliches Ziel“, sagt Michael Bilharz vom Fachgebiet „Nachhaltige Konsumstrukturen“ des Umweltbundesamtes, Beiratsmitglied des Forschungsprojekts. „Ein Ziel, das wir auf privater Ebene schon heute erreichen können. Es ist für den Klimaschutz wichtig, dass klimabewusste Menschen hierbei aktiv der Politik vorausgehen und den Weg für 2030 und 2050 aufzeigen.“ Begleitet wurden die Teilnehmenden von Fachleuten des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) sowie zahlreichen Berliner Unternehmen und Nicht-Regierungsorganisationen. Das Forschungsvorhaben wird von einem Wissenschaftlichen Projektbeirat unterstützt und vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMUB) im Rahmen der Nationalen Klimaschutzinitiative (NKI) gefördert.

Lesen Sie dies und mehr auf den Seiten des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (mehr Informationen, Links, ...)

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