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28.01.2019

PIK: Deutschland steigt aus der Kohle aus - für die Stabilisierung unseres Klimas

Die von der Bundesregierung eingesetzte Kohle-Kommission hat sich für einen schrittweisen Ausstieg aus der Kohle ausgesprochen - mit einem Enddatum in den 2030ern. Mit hoher Wahrscheinlichkeit werden die politischen Entscheider diese Empfehlung umsetzen. Damit beendet die viertgrößte Volkswirtschaft der Welt tatsächlich die Nutzung des schmutzigsten fossilen Brennstoffes. Die Kohle-Kommission bestand aus Vertretern der Wirtschaft, der Gewerkschaften, der Bundesländer, von Umweltverbänden, und aus der Wissenschaft. Fachleute des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) waren eng eingebunden in die schwierigen Verhandlungen. Der Physiker Hans Joachim Schellnhuber, Direktor Emeritus des PIK, war Mitglied der Kommission. Der amtierende Direktor und Chefökonom des Instituts, Ottmar Edenhofer hat in dem Gremium als Berater vorgetragen.

Deutschland steigt aus der Kohle aus 
Quelle: pixabay Deutschland steigt aus der Kohle aus - für die Stabilisierung unseres Klimas Quelle: pixabay

„Deutschland findet zurück auf den Klimaschutzpfad: Der Anfang eines geordneten Ausstiegs aus der Kohleverstromung ist gemacht. Dies ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg ins post-fossile Zeitalter – ein Schritt, der zudem den Revieren neue Perspektiven durch einen innovationsgetriebenen Strukturwandel eröffnet", sagte Schellnhuber. "Dass der Konsens mühsam errungen wurde, soll jedoch nicht verschwiegen werden. Effizienz bei der Umsetzung und bestmöglicher Einsatz von Steuergeldern sollten sicher auch im Fokus der nun folgenden Gesetzgebungsprozesse liegen."

Für eine umfassende und gerechte Energiewende muss noch mehr passieren

Mehr muss getan werden, sagte Edenhofer. "Nötig ist jetzt ein zweiter Schritt auf dem Weg zur Stabilisierung unseres Klimas, nachdem die Kohlekommission einen wichtigen ersten Schritt getan hat. So erfreulich es ist, dass sich von Industrie bis Naturschützern ein so breites Gremium auf den Ausstieg aus der Kohle einigen konnte: sie ist nur die notwendige Voraussetzung, noch nicht die hinreichende, für ein Senken unseres Ausstoßes von Treibhausgasen. Manche Umweltgruppen und nicht wenige Wirtschaftsvertreter eint dabei aber ein Hang zu leider teurer Planwirtschaft."

"Deshalb brauchen wir jetzt eine effektive CO2-Bepreisung, um über Marktmechanismen den planungsrechtlichen Ausstieg abzusichern", erklärte Edenhofer, der außer am PIK auch als Leiter des Mercator Research Center for Global Commons and Climate Change intensiv zu dem Thema forscht. "Denkbar ist ein Mindestpreis im europäischen Emissionshandel oder in einer Pionier-Koalition etwa mit Frankreich und den Niederlanden. Eine kluge CO2-Bepreisung könnte auch Einnahmen schaffen, mit denen der Staat mehr Gerechtigkeit für alle schaffen kann, statt nur Milliarden für Sonderinteressen bereit zu stellen."

Gemeinsam mit Kai Hufendiek von der Universität Stuttgart leitet Edenhofer den Schwerpunkt "Stromwende" in dem Projekt E-Navi, das zu Deutschlands größter Energiewende-Forschungs-Initiative gehört, zu Kopernikus. Beide hatten beispielsweise wenige Tage vor dem Ende der Kommission bei einem Briefing in Berlin Vertreter insbesondere internationaler Medien wie New York Times und Wallstreet Journal über Szenarien und Hintergründe informiert.

Weltweite Chance, die Zunahme etwa von Wetter-Extremen zu begrenzen

Gemeinsam mit Edenhofer leitet der schwedische Resilienzforscher Johan Rockström das PIK. Er ist Mitglied zahlreicher globaler Netzwerke und stellt die internationale Bedeutung des deutschen Beschlusses heraus. "Die ganze Welt blickt jetzt auf Deutschland - alle sehen, wie hier eine Industrienation, die viertgrößte Volkswirtschaft unseres Planeten, aufgebaut auf Ingenieurkunst - die wahrhaft historische Entscheidung für den Kohle-Ausstieg trifft. Dies könnte zu einem globalen Domino-Effekt führen die schnellste Energiewende der Geschichte einleiten.

"Das alles kann helfen, das Zeitalter zu beenden, in dem viele Regierungen immer nur mit dem Finger auf andere zeigen und sagen: Warum sollten wir handeln, wenn andere es nicht tun? Deutschland handelt, auch wenn der Beschluss der Kommission nicht perfekt ist. Der Beschluss ist aber ein wichtiger Beitrag, um die zunehmenden Risiken des Klimawandels zu begrenzen, etwa die Risiken extreme Wetterereignisse auf der ganzen Welt", erklärt der Erdsystemforscher Rockström. "Um das Kippen wichtiger Elemente des Erdsystems zu vermeiden, darunter die riesigen Eisschilde, brauchen wir gesellschaftliche Kipp-Punkte. Deutschland hat gerade einen von diesen passiert."

Lesen Sie dies und mehr auf den Seiten des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (mehr Informationen, Links, ...)

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