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26.07.2018

Extremwetter in Niedersachsen - Umweltminister: Klimaschutz- und Anpassungsmaßnahmen deutlich verstärken!

Erst Wassermassen, dann Trockenheit - Hochwasserinformationen und -vorhersagen werden angesichts der Anpassung an den Klimawandel immer wichtiger

Aufgrund der aktuellen Dürre in Niedersachsen hat Umweltminister Olaf Lies auf die Folgen des Klimawandels hingewiesen. „Der Klimawandel ist eine schleichende und damit oft nicht im Alltag wahrgenommene Entwicklung. Die Wetterextreme der letzten Jahre führen uns allerdings dramatisch die Auswirkungen vor Augen: Vor genau einem Jahr brachte das Tief „Alfred" vom 24. bis zum 26.07.2017 extreme Regenmengen vor allem im südlichen Niedersachsen. Mehrere Messstationen meldeten in 48 Stunden über 150 Liter Regen pro Quadratmeter [l/m²] und es entstanden neue Niederschlagsrekorde für den Juli. Ein Hochwasser mit Millionenschäden für Hausbesitzer und Kommunen und aktuell Hitze und Trockenheit mit Schäden für die Landwirtschaft und die Infrastruktur", sagte der Minister.

„Wir müssen die Klimaauswirkungen in den niedersächsischen Regionen deshalb auf der Grundlage der neusten wissenschaftlichen Erkenntnisse analysieren und daraus Anpassungsmaßnahmen identifizieren. Die Regionen und Kommunen wollen wir als Landesregierung im Anpassungsprozess unterstützen", sagte Umweltminister Olaf Lies. „Dafür richten wir ein Klimakompetenzzentrum ein, das Grundlagen zum Klimawandel und daraus abgeleitete Anpassungsmaßnahmen erarbeitet. Vorhandene Kompetenzen sollen gebündelt sowie strategische Programme für die regionsspezifischen und sektoralen Handlungsfelder entwickelt werden. Die Folgen des Klimawandels treffen uns in Niedersachsen direkt, und sie sind weltweit oft existenziell zu spüren. Viele Millionen Menschen werden in den nächsten Jahrzehnten ihre Heimat alleine durch den Anstieg des Meeresspiegels, durch Wassermangel oder Ernteverluste verlieren. Das trifft die ärmsten Menschen der Erde leider als erstes und wir als Industriegesellschaft tragen dafür die Verantwortung. Leider taucht dieses Thema immer nur in den Sonntagsreden der Politik auf. Digitalisierung und Infrastrukturausbau bleiben wichtige Themen, funktionieren wird das System aber nur, wenn wir es in Einklang mit der Bewahrung unserer Lebensgrundlage bringen. Darum brauchen wir nicht nur Milliarden für diese Themen, sondern auch für den Klimaschutz und leider - durch unsere Versäumnisse der Vergangenheit - auch für die Bekämpfung der Klimafolgen."

So unterschiedlich die Erscheinungsformen des Klimawandels sind, für beide Wetterextreme finden sich Hinweise, dass die gemeinsame Ursache im Klimawandel begründet ist. Im Klimareport des Deutschen Wetterdienstes wird für Niedersachsen bis 2050 ein Temperaturanstieg von bis zu 3 °C und bis 2100 von 5 °C im „Weiter wie bisher"-Szenario prognostiziert. „Um die weltweit vereinbarte 2°C-Leitplanke noch zu erreichen, brauchen wir einen konsequenten und schnellen Ausbau der Erneuerbaren Energien und damit eine schnellere Energiewende", sagte Lies. „Die konsequente Umstellung der Energieversorgung auf erneuerbare Energien bringt zukunftsfähige Arbeitsplätze, Stärkung der Volkswirtschaft durch vermiedene Energieimporte, Unabhängigkeit und nicht zuletzt Friedenspolitik!"

Umwelt-Staatssekretär Frank Doods besucht die niedersächsische Hochwasservorhersagezentrale (HWVZ)

Überflutete Straßen, Keller und Landschaften - genau vor 12 Monaten erreichte das verheerende Juli-Hochwasser 2017 seinen Höhepunkt in weiten Teilen des östlichen und südlichen Niedersachsens. Nur ein Jahr später dagegen verkehrte Welt: viele Flüsse melden in Anbetracht ausbleibender Regenfälle sehr niedrige Wasserstände. Angesichts solch zunehmender Wetterextreme betonte in Hildesheim die Bedeutung einer umfassenden Hochwasservorsorge und -vorhersage - gerade mit Blick auf den Klimawandel.

An zahlreichen Pegelmessstellen des Niedersächsischen Landesbetriebes für Wasserwirtschaft, Küsten und Naturschutz (NLWKN) wurden 2017 neue Rekordwasserstände gemessen. Es kam zu katastrophalen Auswirkungen in mehreren Landkreisen im Harz und Harzvorland mit immensen Hochwasserschäden. „Wir müssen davon ausgehen, dass in Zukunft immer wieder Teile von Niedersachsen durch Hochwasser überschwemmt werden. Daher wollen wir verstärkt in die Hochwasservorsorge investieren. Mit einem „Masterplan Hochwasserschutz" wollen wir zudem die Kommunen verstärkt unterstützen", so Doods

Genau ein Jahr später sieht die Situation in den niedersächsischen Gewässern anders aus: Die lang andauernde Trockenperiode sorgt hier seit Wochen für sehr niedrige Wasserstände.

Neben der Hochwasservorhersage werden in der HWVZ auch intensiv die Folgen des Klimawandels auf die Wasserwirtschaft untersucht. Wie extreme Niederschläge zu Hochwasser führen, sorgen extreme Trockenphasen wie gegenwärtig für Dürre und Niedrigwasserführung in den Gewässern. „Solche Extremereignisse werden aufgrund des Klimawandels in Zukunft stärker in Erscheinung treten", ist auch Frank Doods überzeugt. Die Einschätzung wird von Ergebnissen des Forschungsprojektes KliBiW gestützt: Mit Hilfe von Klimaszenarien und deren Anwendung in hydrologischen Modellen konnten die Veränderungen der Abflüsse für die Zukunft abgeschätzt werden.

Mehr auf den Seiten des Niedersächsischen Ministeriums für Umwelt, Energie, Bauen und Klimaschutz (MU)

Lesen Sie dies und mehr auf den Seiten des Niedersächsischen Landesbetriebs für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (mehr Informationen, Download, Kontakt, ...)

Zum Klimareport des Deutschen Wetterdienstes für Niedersachsen auf den Seiten des Niedersächsischen Umweltministeriums

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