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03.07.2019

DWD: Neuer Rekord der mittleren Junitemperatur für Deutschland und intensive Hitzewelle in Europa

Der Juni 2019 war sowohl in Deutschland wie auch in Europa der wärmste Juni seit Beobachtungsbeginn. Das deutschlandweit hohe Temperaturmittel wurde im letzten Monatsdrittel von einer intensiven Hitzeperiode begleitet. Heiße Luftmassen aus der Sahara und eine hohe Sonneneinstrahlung führten zu vielen neuen Temperaturrekorden an Stationen des Deutschen Wetterdienstes (DWD). Am 26.6. wurden zunächst in Coschen und Bad Muskau mit jeweils 38,6 °C sowie dann am 30.6. in Bernburg/Saale mit 39,6 °C neue Temperaturrekorde für den Juni beobachtet, in Südfrankreich wurde am 29.6. mit 45,9 °C ein landesweiter neuer Allzeittemperaturrekord registriert. Laut einer Analyse des World Weather Attribution Project ist die Wahrscheinlichkeit einer Hitzeperiode wie im Juni 2019 in Frankreich aufgrund des menschgemachten Klimawandels um mindestens den Faktor fünf gestiegen.

Dr. Frank Kaspar, Leiter des Referats Nationale Klimaüberwachung im DWD: „Wir beobachten nach wie vor global und in Deutschland eine kontinuierliche Zunahme der mittleren Temperaturen, die sich nur mit dem menschengemachten Klimawandel erklären lässt. Mit dieser Zunahme nehmen aber auch Extremereignisse wie die außergewöhnlich hohen Temperaturen Ende Juni 2019 zu. Mit einer zunehmenden Klimaerwärmung erwarten wir auch die Fortsetzung dieses Trends zu mehr und intensiveren Hitzeereignissen.“

Juni 2019 mit neuem Temperaturrekord

2019 war der wärmste Juni in Deutschland seit 1881, dem Beginn der systematischen Temperaturaufzeichnungen. Mit 19,8 °C war der Juni 2019 4,4 K wärmer als das vieljährige Junimittel 1961-1990 und 0,4 K wärmer als der bisher wärmste Juni des sogenannten Jahrhundertsommers im Jahr 2003.

Damit schließt dieser Monat an eine lange Folge von zu warmen Monaten (mit wenigen Unterbrechungen) in Deutschland an.

Anomalien der Monatsmittel der Lufttemperatur von Januar 2018 bis Juni 2019 
Quelle: © Deutscher Wetterdienst Anomalien der Monatsmittel der Lufttemperatur von Januar 2018 bis Juni 2019 Abbildung 1: Anomalien der Monatsmittel der Lufttemperatur von Januar 2018 bis Juni 2019 gegenüber den Mittelwerten der Referenzperiode 1961-1990. Der so genannte Interquartilsabstand, also der Bereich in dem 50 % der jeweiligen Werte fallen („Normalbereich“), ist dunkel-grau hinterlegt. Der größere, hellgraue Bereich gibt den Gesamtbereich aller jeweils beobachteten Mittelwerte an, vom höchsten bis zum niedrigsten Wert, vom Beginn regelmäßiger Aufzeichnungen 1881 bis zum Jahr 2017/18. Quelle: © Deutscher Wetterdienst

Seit dem Beginn des Jahres 2018, dem bisher wärmsten Jahr in Deutschland, waren lediglich der Februar und März 2018 sowie der Mai 2019 kühler als die vieljährigen Monatsmittel 1961-1990. Alle anderen Monate weisen eine positive Temperaturanomalie auf. Mit den Monaten April 2018 bis April 2019 wiesen auch erstmals dreizehn Monate in Folge positive Anomalien auf (Abb. 2). Im Zeitraum Januar 2018 bis Juni 2019 wurden insgesamt drei neue Monatsrekorde (April 2018, Mai 2018 und Juni 2019) registriert. Eine solche Häufung positiver Rekorde gab es bis zum Ende des 20. Jahrhunderts noch nie.

Die Höhe der positiven Temperaturanomalien in den Sommermonaten hat in den letzten Jahrzehnten ebenfalls auffällig zugenommen. Neben dem Juni 2019 traten seit 1881 Anomalien ≥ 4 K bisher nur im Juli 1994 (+4,4 K), im Juni 2003 (+4.0 K), im August 2003 (+4,1 K) sowie im Juli 2006 (+5,1 K) auf.

Begleitet wurden die deutschlandweit hohen Temperaturen im Juni 2019 durch außergewöhnlich viele Sonnenstunden. Im Mittel schien über Deutschland 308 Stunden die Sonne (Abb. 4). Nach Juli 2006 (334 Std.) und Juli 2018 (311 Std.) war der Juni 2019 somit der 3.-sonnenscheinreichste Monat seit 1951.

DWD-Stationen mit einem neuen Juni-Rekord der Tagesmaximumtemperatur am 26.6. bzw. 30.6.2019 
Quelle: © Deutscher Wetterdienst DWD-Stationen mit einem neuen Juni-Rekord der Tagesmaximumtemperatur Abbildung 2: DWD-Stationen mit einem neuen Juni-Rekord der Tagesmaximumtemperatur am 26.6. bzw. 30.6.2019. Quelle: © Deutscher Wetterdienst

Außergewöhnlich viele Stationsrekorde

Neben dem höchsten Gebietsmittel für Deutschland wurde im Juni 2019 auch eine Vielzahl an neuen Rekorden an DWD-Stationen registriert:

  • Der bisherige Rekord für den Monat Juni aus dem Jahr 1947, beobachtet an der Station Bühlertal (38,5 °C) wurde am 26.6.2019 gebrochen. Der neue Rekord an den Stationen Coschen und Bad Muskau (nahe der polnischen Grenze) betrug 38,6 °C. Dieser wurde dann aber bereits am 30.6. durch die Messung von 39,6 °C in Bernburg/Saale übertroffen, welche somit den aktuellen deutschlandweiten Juni-Rekordwert für eine einzelne Station darstellt.
  • Am 26.6. wurden an 209 DWD-Stationen die bisherigen Höchsttemperaturen für den Juni erreicht oder übertroffen, vor allem in der Mitte und im Süden Deutschlands (Abb. 2).
  • Am 30.6. wurde erneut an 242 Stationen die bisherigen Höchsttemperaturen für den Juni erreicht oder übertroffen, vor allem in der Mitte und im Norden (Abb. 2).
  • Am 30.6. wurde nur an drei DWD-Stationen (Zugspitze, Helgoland, UFS TW Ems) die 25 °C-Marke nicht erreicht, das heißt an 455 von 458 Stationen wurde ein Sommertag (Tmax ≥ 25 °C) registriert, an 437 Stationen wurde an diesem Tag ein Heißer Tag (Tmax ≥ 30 °C) beobachtet.
  • 223 Stationen meldeten am 30.6. eine Maximaltemperatur ≥ 35 °C; 90 Stationen ≥ 37 °C; 35 Stationen ≥ 38 °C und 4 Stationen ≥ 39 °C. An neun Stationen fiel die Temperatur während der 24 Stunden nicht unter 20 °C.

An 33 Stationen wurden neue Allzeit-Rekordwerte erreicht (d.h. höchster Wert der gesamten Messreihe).

Intensive Hitzewelle in Frankreich und anderen europäischen Ländern

Der DWD berichtet auch über weitere Hitzerekorde in anderen europäischen Ländern (insbesondere in Frankreich), sowie für Europa insgesamt. Auch außerhalb Europas sind im Juni 2019 extreme Temperaturen aufgetreten.

Erste Einschätzung des Einflusses des menschgemachten Klimawandels auf die aktuelle Hitzewelle

Eine erste Attributionsanalyse des World Weather Attribution Project vom 2.7.2019 kommt auf der Basis von Auswertungen von Beobachtungs- und Modelldaten zu dem Ergebnis, dass eine intensive Hitzewelle wie im Juni 2019 in Frankreich aufgrund des anthropogenen Klimawandels um mindestens den Faktor 5 wahrscheinlicher geworden ist. Dies ist allerdings der untere Rand der berechneten Wahrscheinlichkeit für den menschlichen Einfluss auf das häufigere Auftreten solcher Ereignisse; je nach Datengrundlage erhöht sich die Wahrscheinlichkeit für den Einfluss der anthropogenen Treibhausemissionen auf bis zu Faktor 100.

Lesen Sie den ausführlichen Bericht des Deutschen Wetterdienstes (PDF, ca. 1,1 MB)

Zur Pressemitteilung auf den Seiten des Deutschen Wetterdienstes

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