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07.09.2018

DWD: 2018 wärmster Sommer im Norden und Osten Deutschlands

Der Norden und Osten Deutschlands erlebten 2018 den bisher wärmsten Sommer, deutsch-landweit war dieser Sommer nach 2003 der bisher zweitwärmste. Bei insgesamt sehr trockenen Bedingungen wurden in der Mitte Deutschlands in diesem Sommer noch nie so wenig Niederschlag gemessen wie in diesem Jahr. Dies hatte insbesondere gravierende Auswirkungen in der Landwirtschaft.

Dr. Paul Becker, Vizepräsident des Deutschen Wetterdienstes (DWD): „Der Klimawandel bedeutet nicht nur eine Erhöhung der mittleren Temperaturen, sondern auch die Zunahme von Extremereignissen. Der diesjährige Sommer war mit seiner ausgesprochen intensiven Trockenheit und langanhaltenden Hitze außergewöhnlich, wir erwarten aber in der Zukunft eine Zunahme von solchen extremen Perioden mit all ihren Konsequenzen für unsere Gesellschaft. Dies erfordert von uns allen intensivere Anpassungs- und Klimaschutzmaßnahmen.“

Platzierungen der Temperaturmittelwerte und der Niederschlagssummen des Sommers 2018 
Quelle: DWD https://www.dwd.de/DE/leistungen/besondereereignisse/temperatur/20180906_waermstersommer_nordenosten2018.pdf?__blob=publicationFile&v=3 Platzierungen der Temperaturmittelwerte (links, beginnend mit der höchsten Temperatur) sowie der Niederschlagssummen (rechts, beginnend mit der geringsten Niederschlagssumme) des Sommers 2018 seit 1881. Bei der Bestimmung der Gebietsmittel wurden das Saarland und Rheinland-Pfalz, Nieder-sachsen, Bremen und Hamburg sowie Brandenburg und Berlin jeweils zusammengefasst. Quelle: DWD

Temperaturrekorde im Norden und im Osten

Im August 2018 setzte sich in Deutschland die Reihe außergewöhnlich warmer und trockener Monate seit dem diesjährigen April fort. Der meteorologische Sommer (Juni, Juli und August) war mit 19,3 °C der zweitwärmste Sommer nach 2003 seit Beginn der systematischen Aufzeichnungen 1881. Mit einer Abweichung von 3 Kelvin von den vieljährigen Mittelwerten der Sommermonate 1961-1990 setzte sich die Reihe hoher bis sehr hoher positiver Abweichungen in den Vormonaten fort.

Auslöser dieser langanhaltenden warmen und trockenen Periode war ein großräumiges Strömungsmuster in Europa, das kontinuierlich blockierende Hochdruckgebiete über Nordeuropa generierte. Zum einen führten diese Hochs kontinentale warme und trockene Luft nach Deutschland, zum anderen wurden atlantische Tiefs mit kühler und feuchter Luft blockiert. Aufgrund dieses außergewöhnlichen Witterungsverlaufes waren insbesondere der Norden und Osten Deutschlands von hohen Temperaturen und Trockenheit geprägt. Dementsprechend wurden in Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Berlin, Sachsen-Anhalt und Sachsen die bisher höchsten Temperaturmittelwerte der Sommermonate registriert. Im Westen und Süden war der Sommer 2003 nach wie vor der bisher wärmste Sommer. Deutschlandweit waren 1947 und 1994 die dritt- und viertwärmsten Sommer; sechs der bisher zehn wärmsten Sommer finden sich im 21. Jahrhundert.

Im Mai und im Juni wurden flächendeckend Werte bis 34 °C gemessen, eine wirkliche intensive Hitzewelle setzte erst im letzten Julidrittel ein. Am 31.7. wurde mit 39,5 °C in Bernburg (Sachsen-Anhalt) die höchste Temperatur in diesem Jahr beobachtet. Im Rhein-Main-Gebiet, Unterfranken und Teilen Baden-Württembergs wurden bisher an bis zu 47 Tagen Temperaturmaxima von 30 °C oder mehr (Heiße Tage) gemessen, davon bis zu 18 Heiße Tage in Folge, was eine außergewöhnlich lange Hitzewelle darstellt. In Frankfurt am Main wurden in diesem Sommer 40 Heiße Tage sowie 13 Tropennächte registriert. Tropennächte sind Nächte, an denen die tiefste Temperatur nicht unter 20 °C fällt. Häufen sich solche Ereignisse, so kann sich das direkt auf die Gesundheit insbesondere von älteren und kranken Menschen auswirken.

Neben der sehr hohen Wärmebelastung wurde in Hessen, Thüringen und Sachsen-Anhalt 2018 der trockenste Sommer seit 2018 registriert; deutschlandweit war dieses Jahr nach 1911 der zweitrockenste Sommer seit 1881.

Großes Niederschlagdefizit und hohe Temperaturanomalien in der Hauptvegetations-periode April-August

Die außergewöhnliche meteorologische Situation in diesem Jahr erschließt sich aber besonders bei der Betrachtung der Periode April bis August. Für diese Periode betrug das deutschlandweite Temperaturmittel in diesem Jahr 17,3 °C, dies sind 3,6 K mehr als das vieljährige Mittel 1961-1990. Dies war nicht nur die größte positive Abweichung von den vieljährigen Mitteln für diese Periode, auffallend ist auch die deutlich größere Anomalie im Vergleich zu den zweit- und drittwärmsten April-August-Perioden (2003: 2,7 K, 1947: 2,3 K Abweichung). Seit 1990 gab es nur ein Jahr, in dem der Zeitraum April bis August kühler als das Mittel für 1961-1990 war.

Abweichung der Mitteltemperatur für Deutschland im Zeitraum April-August vom vieljährigen Mittel 
Quelle: DWD Abweichung der Mitteltemperatur für Deutschland im Zeitraum April-August vom vieljährigen Mittel Abweichung des Gebietsmittels der Temperatur für Deutschland im Zeitraum April-August vom vieljährigen Mittel 1961-1990 Quelle: DWD

Im Zeitraum April bis August 2018 gab es in Deutschland ein sehr hohes Niederschlagsdefizit (-150 mm, dies enspricht -40,6 % der vieljährigen Gebietsmittel im Zeitraum April bis August). Ähnlich trocken war es 1976, lediglich 1911 war der Zeitraum April bis August mit einem Defizit von 160 mm noch trockener.

Die beschriebene sehr warme, sonnenscheinreiche und trockene Situation seit April 2018 führte zu einer Austrocknung der Böden und zu Wassermangel bei einigen landwirtschaftlichen Kulturen.

Die Bodenfeuchte gibt an, wieviel Wasser für die Pflanzen im Boden noch verfügbar ist; ihre Einheit ist die nutzbare Feldkapazität (nFK). Der allgemein als für das Wachstum der Pflanzen kritisch angesehene Wert von 40 % nFK wurde in weiten Teilen Deutschlands im Juli deutlich unterschritten. Im August sank vor allem im Osten die Bodenfeuchte verbreitet unter 10 % nFK. Dadurch kam es vielerorts zu erheblichen Ertragseinbußen, zum Beispiel bei Getreide oder Mais.

Europa

Auch in vielen Teilen Europas war der Sommer 2018 größtenteils ausgesprochen warm und trocken ausgefallen. Besonders hohe Abweichungen von den vieljährigen Mittelwerten 1961-1990 mit über +4 K gab es in Südschweden, sogar am Polarkreis wurden bis über 30 °C gemessen. Der Sommer 2018 belegte in den nördlicheren Ländern zumindest an einigen Stationen einen Spitzenplatz, in Frankreich wie in Deutschland nach 2003 den 2. Platz, die Schweiz registrierte den bisher drittwärmsten Sommer, Österreich den viertwärmsten. Weitgehend normal oder sogar etwas kühler war der Sommer dagegen in Teilen von Spanien und Portugal sowie über der südlichen Balkanhalbinsel

Die Niederschläge waren diesen Sommer in Europa sehr ungleich verteilt. Während weite Teile Mitteleuropas und das südliche Nordeuropa, ähnlich wie in Deutschland mit einer langanhaltenden Dürre und Ernteverlusten zu kämpfen hatte, war der Sommer vor allem nahe der Biskaya und im Mittelmeerraum durch häufige und intensive Gewitterschauer gekennzeichnet. Waldbrände traten daher nicht nur wie sonst üblich in Südeuropa, sondern auch im Norden auf.

Auch die Anomalie der Sonnenscheindauer zeigt eine flächenhafte positive Abweichung in Mittel- und Nordeuropa.

Dies ist eine gekürzte Fassung der Analyse des Deutschen Wetterdienstes.

Lesen Sie mehr in der vollständigen Analyse des DWD "2018 wärmster Sommer im Norden und Osten Deutschlands" (PDF, ca. 750 kB)

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