06.07.2018
DWD: Agrarmeteorologen zur anhaltenden Trockenheit
Ein Bericht erläutert die meteorologischen Bedingungen und die Häufigkeit der Trockenheit in Deutschland im Mai und Juni 2018 und beschreibt die Auswirkungen auf die Landwirtschaft.
Trockenheit in Deutschland – Auswirkungen: Flächenbrand in Sachsen-Anhalt
Quelle: Foto: M. Liedtke (DWD)
Im Mai und Juni 2018 wurde das Bundesgebiet weitgehend von sehr trockenen Luftmassen aus nordöstlicher Richtung angeströmt. Entsprechend wurden bundesweit in diesen Monaten aufgrund geringer Bewölkung beträchtliche Sonnenscheindauern erreicht, die zu teilweise außergewöhnlich hohen Temperaturanomalien führten. Die deutschlandweit außergewöhnlich hohen Temperaturen wurden im Süden und Westen des Landes punktuell begleitet von Gewittern, Starkniederschlägen und lokalen Hochwasserereignissen und einer ausgeprägten Trockenheit im Norden.
Wegen der hohen Globalstrahlung und der niedrigen relativen Feuchte wurden in vielen Gebieten tägliche Verdunstungsraten erzielt, die häufig in der Nähe der maximal möglichen Werte von ca. 8 mm lagen. Dies führte bei Wintergetreide besonders auf leichten Böden zu einem Absinken der Bodenfeuchte unter den für Beregnung maßgeblichen Schwellwert von 50% nutzbarer Feldkapazität (nFk).
Im Vergleich zu anderen landwirtschaftlichen Kulturen sind die in Deutschland angebauten Getreidearten am meisten von der Trockenheit betroffen. Da während des Schossens (2018: Ende April / Anfang Mai) die Anlage der für die Mehleigenschaften relevanten Ährenbestandteile erfolgt, war zu diesem Zeitpunkt bereits eine Beeinträchtigung der Produktqualität absehbar. Zudem verringerte das Bodenfeuchtedefizit die Pflanzenverfügbarkeit von Nährstoffen, sodass Düngemaßnahmen nur eingeschränkt wirksam waren. Die Abreife des Getreides war durch die meteorologischen Bedingungen deutlich beschleunigt. Vielfach führte dieser Vorgang zu einer weiteren Verkümmerung der Ähren und entsprechend reduziertem Massenertrag und Qualitätsverlusten. In den Beregnungsgebieten Niedersachsens wurden auf Winterweizen Bewässerungsmaßnahmen durchgeführt. In den neuen Bundesländern, in denen die zugehörige Infrastruktur kaum vorhanden ist, mussten Noternten des Getreides durchgeführt und das Erntegut als Ganzpflanzensilage verwendet werden.
Auch die Sommerkulturen (Hackfrüchte, Mais) zeigen zunehmenden Wasserbedarf. Dagegen weisen Zuckerrüben auf schweren Böden bisher noch keine Anzeichen von Trockenstress auf.
Im Falle von Grünland konnte frühzeitig der erste Silageschnitt sowie eine gute Heuqualität erreicht werden. Allerdings beeinträchtigt die Trockenheit den zweiten Aufwuchs, sodass im weiteren Jahresverlauf Ertragsdefizite bei Silage und Heu zu erwarten sind. Dies kann für Viehzuchtbetriebe Zukäufe von Futter notwendig machen.
Aufgrund niedriger Bodenfeuchte mussten im Mai, und somit während der Phasen mit geringer Bodenbedeckung durch Sommerkulturen, für weite Teile Nord- und Ostdeutschlands Hinweise vor Winderosion ausgegeben werden.
Mit zunehmender Fortdauer der Trockenheit nahm die grundsätzliche Gefährdung durch Wald- und Grasbrand zu. Darüber hinaus sorgten in den mittleren und nordöstlichen Landesteilen ab Ende Juni u.a. heißgelaufene Teile von Erntemaschinen verbreitet für Flächenbrände.
In Niedersachsen wurde durch die kommunalen Wasserversorger u.a. im Heidekreis im Mai zeitweise die Nutzung von Trinkwasser für private Gartenbewässerungsmaßnahmen untersagt. Ursache war kein Defizit an Grundwasser, sondern eine Überschreitung der Fördermenge der Wasserwerke.
Klimatologische Einordnung
Um das aktuelle Niederschlagsdefizit statistisch einordnen zu können, kann der Standardized Precipitation Index (SPI) herangezogen werden. Nebenstehende Abbildung zeigt diesen Index auf Basis des dreimonatigen Zeitraumes von Anfang April bis Anfang Juli 2018 im Vergleich zum klimatologischen Referenzzeitraum 1961-1990. Besonders in einem von Mittel- bis Nordostdeutschland reichendem Gebiet erreicht dieser Index Werte bis unter -2 und zeigt damit eine extreme Dürre an.
Entsprechend dem fehlenden Niederschlag der vorausgegangenen drei Monate verringerte sich die Bodenfeuchte mit gleicher räumlicher Verteilung. Die zwischen 25.06. und 02.07.2018 simulierten zeitlichen Mittelwerte der Bodenfeuchte unter Winterweizen auf leichtem Boden wurden in die klimatologische Zeitreihe seit 1961 eingeordnet. Es lässt sich feststellen, dass die in der betrachteten Woche vorliegenden Werte in den mittleren und nordöstlichen Teilen Deutschlands nahe den absoluten Minima für diesen Zeitraum liegen.
Lesen Sie dies und mehr im ausführlichen Bericht „Die Trockenheit in Deutschland 2018 aus agrarmeteorologischer Sicht“ (PDF, ca. 500 KB)
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