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03.08.2018

DWD: Vorläufiger Rückblick auf den Sommer 2018 – eine Bilanz extremer Wetterereignisse

Deutschland erlebte bis Ende Juli eine außergewöhnlich lange Phase mit überdurchschnittlichen Temperaturen, die in eine extreme Hitzewelle überging, verbunden mit einer ausgeprägten Trockenheit. Im Zeitraum April bis Juli 2018 war es 3,6 Kelvin wärmer gegenüber der Referenzperiode 1961-1990 - die bisher mit Abstand höchste Anomalie für diese Monate seit 1881. Ausgesprochen heiße und trockene Verhältnisse prägten auch Teile Europas und außergewöhnlich viele weitere Regionen der nördlichen Hemisphäre.

Paul Becker, Vizepräsident des Deutschen Wetterdiensts: „Wir erleben diesen Sommer an vielen verschiedenen Orten der Welt zeitgleich ein gehäuftes Auftreten von Hitzewellen und extremen Starkniederschlägen. Genau eine solche Häufung von meteorologischen Extremereignissen wurde von uns als Folge des anthropogenen Klimawandels prognostiziert. Um aber den Einfluss des sich ändernden Klimas auch auf das Auftreten von einzelnen Extremereignissen besser einordnen zu können, ist es notwendig, die sogenannte Attributionsforschung weiter zu entwickeln. Nur mit diesem Wissen ist es möglich, abzuschätzen, bei welchen Extremereignissen sich in Zukunft Intensitäten und Häufigkeiten ändern werden, um daraus geeignete Anpassungsmaßnahmen abzuleiten.“

Lufttemperatur in Deutschland im Zeitraum April bis Juli – Abweichungen vom Mittelwert 1961-1990 
Quelle: © Deutscher Wetterdienst Lufttemperatur in Deutschland im Zeitraum April bis Juli – Abweichungen vom Mittelwert 1961-1990 Quelle: © Deutscher Wetterdienst

Ein langanhaltender warmer und trockener Witterungsverlauf mit einer intensiven Hitzeperiode in der zweiten Julihälfte prägte den bisherigen Sommer 2018 in Deutschland und großen Teilen Mittel- und Nordeuropas. Aufgrund einer stabilen Wetterlage (blockierende Hoch-druckgebiete mit Zentrum über Skandinavien / Nordeuropa) wurde seit Ende April 2018 kontinentale warme und trockene Luft aus Südosten nach Deutschland herangeführt.

Entsprechend wurden bundesweit in diesen Monaten aufgrund geringer Bewölkung beträchtliche Sonnenscheindauern erreicht, die zu dauerhaften hohen Temperaturabweichungen von den Mittelwerten des Referenzzeitraums 1961-1990 (Temperaturanomalien) führten. Daraus resultierten neue Monatsrekorde für den April (4,9 K) und den Mai 2018 (3,9 K) sowie ausgesprochen hohe Temperaturanomalien für Juni und Juli 2018. Der Juni 2018 war mit einer Anomalie von 2,3 K der bisher siebtwärmste Juni seit 1881, der diesjährige Juli weist eine positive Abweichung von 3,4 K auf und ist gemeinsam mit 2010 der viertwärmste Juli. Betrachtet man den gesamten Zeitraum April bis Juli 2018, so ergibt sich eine positive Temperaturabweichung von 3,6 K. Eine solch hohe positive Anomalie wurde für diesen Zeitraum in Deutschland seit 1881 noch nie registriert (siehe Abbildung).

Den bisher wärmsten Sommer in Deutschland seit 1881 gab es im Jahr 2003, mit zwei sehr intensiven Hitzeperioden im Juni und August. Im Vergleich zum Sommer 2003 wurde die hohe Anzahl der Sommertage (Tmax ≥ 25 °C), wie auch der Heißen Tage (Tmax ≥ 30 °C) im Norden (hier Hamburg) in diesem Jahr schon Ende Juli fast erreicht. Im Süden (Mannheim und München) liegt die Anzahl der Kenntage in dem Bereich, der auch im Rekordjahr 2003 bis Ende Juli beobachtet wurde.

Für mehrere deutsche Städte wurden die intensivsten jährlichen 14-tägigen Hitzeperiode dargestellt. Es ist ein Nord-Süd-Gradient in der Häufigkeit und in der Intensität der hier untersuchten Hitzeperioden zu erkennen. 2018 sind in Bayern und Berlin solche sehr intensiven Hitzebelastungen noch nicht aufgetreten, in den anderen Städten reichten die diesjährigen Hitzeperioden noch nicht an die bisherigen stärksten Ereignisse 2003 (bzw. 1994 in Hamburg und Dresden) heran.

Begleitet wurden diese konstant hohen Temperaturen durch eine starke bis sehr starke Trockenheit. Seit Februar 2018 lagen die Gebietsmittel der Niederschläge zum Teil stark unter den vieljährigen mittleren Niederschlagssummen, allerdings mit großen regionalen Unterschieden. Für den Zeitraum April bis Juli wurde in Deutschland noch nie ein so hohes Niederschlagsdefizit (-110 mm) wie in diesem Jahr registriert. Besonders trocken war es in dieser Periode in Sachsen-Anhalt.

Durch die überdurchschnittlich hohen Lufttemperaturen seit April 2018 war der Wasserbedarf der Pflanzen in diesem Jahr besonders hoch, bei den gleichzeitig deutlich zu geringen Niederschlägen führte dies zu einer Austrocknung der Böden und zu Wassermangel bei einigen landwirtschaftlichen Kulturen und damit verbundenen Ertragseinbußen.

Die Bodenfeuchte ist hierbei ein idealer Indikator, um zu bewerten, ob Pflanzen unter Wassermangel leiden, denn sie gibt an, wieviel Wasser für die Pflanzen im Boden noch verfügbar ist. Der allgemein als für das Pflanzenwachstum als kritisch angesehene Wert von 40 % nFK (nutzbare Feldkapazität) wurde in weiten Teilen Deutschlands im Juli deutlich unterschritten.

Auch in Europa und weltweit Hitzewellen und meteorologische Extremereignisse

Meteorologische Extremereignisse, einschließlich Temperaturrekorde und Hitzewellen, Dürren und intensive Starkniederschläge haben die erste Hälfte des Sommers an außergewöhnlich vielen Orten der nördlichen Hemisphäre geprägt. Dies hatte weitreichende Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit, die Landwirtschaft und Infrastrukturen und führte zu verheerenden Waldbränden. Die Weltorganisation für Meteorologie (WMO) veröffentlicht kontinuierlich aktualisierte Berichte mit den markantesten Ereignissen der letzten Wochen.

Die bisher global wärmsten Jahre 2016 und 2015 waren von einem außergewöhnlich starken El-Niño-Ereignis geprägt. Jahre, die durch ein La-Niña-Ereignis beeinflusst werden, sind global normalerweise kühlere Jahre. Allerdings war das La-Niña-Jahr 2017 das bisher drittwärmste Jahr und die erste Hälfte von 2018 übertraf noch die hohen Temperaturen des Vorjahres.

Eine von der Universität Oxford und dem niederländischen Wetterdienst am 27.7.2018 veröffentlichte Studie über den möglichen Einfluss des anthropogenen Klimawandels auf die Eintrittswahrscheinlichkeit einer Hitzewelle wie derzeit in Europa kommt zu dem Ergebnis, dass sich die Wahrscheinlichkeit eines solchen Ereignisses im Vergleich zu einer Welt vor dem anthropogenen Klimawandel verdoppelt hat.

Auch wenn aufgrund der natürlichen Klimavariabilität zukünftig nicht jeder Sommer so heiß sein wird wie der aktuelle, wird mit steigenden globalen Temperaturen infolge des anthropogenen Klimawandels die Wahrscheinlichkeit von heißen Sommern, aber auch von Dürren wie im Sommer 2018 weiterhin steigen.

Lesen Sie mehr im ausführlichen Bericht „Vorläufiger Rückblick auf den Sommer 2018 – eine Bilanz extremer Wetterereignisse“ (PDF, 7 Seiten, ca. 800 KB) (weitere Abbildungen, ausführlicher Text, weiterführende Links, ...)

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