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20.08.2018

Höhere Temperaturen lassen Selbstmordrate steigen

Extreme Temperaturen sind eine enorme Belastung für den menschlichen Körper, vor allem für ältere und kranke Menschen. Forscher haben nun herausgefunden, dass Hitze aber auch den Gebrauch von depressiver Sprache in sozialen Medien erhöht und sogar Einfluss auf die Suizidrate hat.

Symbolbild 
Quelle: (c) panthermedia.net / Leo Lintang Quelle: (c) panthermedia.net / Leo Lintang

"Diese Hitze macht mich fertig" hörte man in den letzten Wochen bei Temperaturen jenseits der 30 Grad aus vielen Mündern. Während die ersten Sonnenstrahlen im Frühling oft mit steigender guter Laune und Glücksgefühlen einhergehen, kann brütende Sonne im Zusammenspiel mit anhaltender Hitze ins Gegenteil umschlagen: Viele Menschen fühlen sich erschöpft vom "Nichtstun", andere werden aggressiv (oft auch bei Autofahrern erlebbar) und neigen mehr zu Gewalt.

Nun haben Wissenschaftler der Stanford University in Kalifornien herausgefunden, dass einige Menschen die Gewalt auch gegen sich selbst richten: Bei Menschen, die unter Depressionen leiden, erhöht Hitze die Suizidrate. Für viele klingt das vielleicht etwas abwegig, hat man doch erhöhte Selbstmordraten bisher eher mit kalten und dunklen (Wetter-)bedingungen in Verbindung gebracht.

Klar ist: Depressionen und Suizidgedanken haben meist einen komplexen Hintergrund. Unterschiedlichste Faktoren sind involviert, wobei sich die Forscher von der Stanford University nun der Frage gewidmet haben, welchen Einfluss der Klimawandel bei diesem Thema haben könnte. Um die Rolle der Temperatur von anderen Faktoren zu trennen, verglichen die Wissenschaftler Temperatur- und Suiziddaten von Tausenden von US-Bezirken und mexikanischen Gemeinden aus mehreren Jahrzehnten. Sie errechneten, dass die Temperaturerhöhung bis 2050 die Suizidrate in den USA um 1,4 Prozent und in Mexiko um 2,3 Prozent erhöhen könnte. Konkret würde dies bis 2050 zusätzlichen 21.000 Suiziden in beiden Ländern entsprechen. Die Effekte des Klimawandels sind damit ungefähr so groß wie der Einfluss von wirtschaftlicher Rezession, erklärten die Forscher.

Um zusätzlich konkrete Hinweise zu bekommen, inwieweit Hitze das mentale Wohlbefinden von Menschen beeinflusst, analysierte das Team außerdem die Sprache in Millionen von Äußerungen auf der Internetplattform Twitter. Im Zusammenhang mit Hitzewellen tauchen dabei auffallend häufig Begriffe wie "einsam", "gefangen" oder "Selbstmord" auf.

Abschließend betonen die Autoren, dass hohe Temperaturen jedoch nicht der einzige und auch nicht der wichtigste Risikofaktor für Suizid ist. Allerdings deuten die Ergebnisse darauf hin, dass die Erwärmung einen überraschend großen Einfluss auf das Suizidrisiko haben kann.

Dieser Beitrag von Dipl.-Met. Magdalena Bertelmann erschien erstmals in der Rubrik "Thema des Tages" auf www.dwd.de.

Lesen Sie dies und mehr auf den Seiten des Deutschen Wetterdienstes (Link zur Studie, Link zur Notfall-Telefonseelsorge, ...)

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