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19.01.2018

2017 bisher wärmstes Jahr ohne El-Niño-Ereignis

Die Kernaussagen des klimatologischen Rückblicks des Deutschen Wetterdienstes (DWD) auf das Jahr 2017:

  • 2016, 2017 und 2015 sind die global wärmsten Jahre in Folge, 2017 war das wärmste Jahr ohne El-Niño-Ereignis seit Auswertungsbeginn.
  • 2017 war auch in Deutschland ein sehr warmes Jahr.

Temperaturanomalie Deutschland und Global seit 1871 
Quelle: DWD, Datenquelle Deutschland DWD, Global NOAA Temperaturanomalie Deutschland und Global seit 1871 Abweichungen der Jahresmitteltemperaturen seit 1881 gegenüber der Referenzperiode 1961-1990. Quelle: DWD, Datenquelle Deutschland DWD, Global NOAA

Globale Temperatur

Am 18.1.2018 veröffentlichten die amerikanische Ozean- und Atmosphärenbehörde NOAA, die amerikanische Raumfahrtbehörde NASA und die britische Wetterbehörde Met Office ihre Auswertungen zur globalen Jahresmitteltemperatur für das Jahr 2017.

In Übereinstimmung mit den Auswertungen des europäischen Copernicus Klimadienst C3S setzt 2017 die Reihe der sehr warmen Jahre fort. Gemeinsam mit dem wärmsten Jahr 2016 und 2015 (bisher zweitwärmstes) traten die drei wärmsten Jahre seit Beobachtungsbeginn 1880 in direkter Folge auf (siehe Abbildung). Die Jahre 2016 und 2015 waren, neben dem Klimawandel, durch ein außergewöhnlich starkes El-Niño-Ereignis geprägt, das hohe globale Temperaturen begünstigt. 2017 war das bisher wärmste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen 1880, das nicht in einem El-Niño-Ereignis lag. Da Unterschiede in der Datengrundlage und in den Analyseverfahren bestehen, differieren die Ergebnisse leicht voneinander.

Globale Extremereignisse

2017 gab es eine nur leicht überdurchschnittliche Anzahl tropischer Wirbelstürme, allerdings mit zum Teil sehr hoher Intensität. Noch nie gab es so viele intensive Hurrikane der Kategorie 5 in so kurzer Zeit nacheinander. Dies entspricht den zu erwarteten Auswirkungen der Erwärmung der Atmosphäre. Während es bisher keine Hinweise auf eine Änderung der Anzahl tropischer Wirbelstürme durch den anthropogenen Klimawandel gibt, kann die Erwärmung der Atmosphäre und der Ozeane jetzt schon zu intensiveren tropischen Wirbelstürmen führen.

Irland wurde von dem vorher als Hurrikan eingestufte Orkan Ophelia getroffen. Laut WMO (Weltorganisation für Meteorologie) gab es noch nie, seit es Satellitenbeobachtungen gibt, einen Hurrikan, der sich so weit im Norden des Atlantiks entwickelt hat.

Anfang Dezember zog Zyklon „Ockhi“ über Südindien hinweg. Auf dem indischen Subkontinent fanden während der Monsunzeit mehrere z.T. katastrophale Flutereignisse statt, insbesondere Mitte August in Nordbangladesch mit über 40 Mio. Obdachlosen sowie im östlichen Nepal und Nordindien mit über 1200 Toten.

Der Mittelmeerraum war im Juli und August durch intensive Hitzeperioden geprägt.

Heftige Waldbrände infolge von Hitze und Trockenheit sind in Griechenland, Portugal und an der US-Westküste aufgetreten.

Ostafrika litt 2017 unter ausgesprochener Trockenheit und damit verbundenen Ernteausfällen.

Besonders im Frühjahr war es in Grönland überdurchschnittlich warm, teilweise wurden hier höhere Temperaturen als in Hamburg gemessen. Auch im gesamten restlichen Jahr wies der gesamte arktische Bereich eine starke positive Temperaturanomalie auf, die Folgen waren hohe Abschmelzraten in der Arktis, eine extrem geringe Eisausdehnung und eine sehr schwache Neueisbildung im Winter 2017/18.

Bereits Anfang Januar 2018 bilanzierte die Münchner Rückversicherung das Jahr 2017 als das Jahr mit den bisher höchsten versicherten Schäden durch Naturkatastrophen.

Dr. Paul Becker, Vizepräsident des DWD: “Die Häufung der Temperaturrekorde in den letz-ten Jahren belegen den ungebremsten Klimawandel. Dies weist auf die Dringlichkeit eines ernsthaften weltweiten Klimaschutzes hin. Darüber hinaus müssen wir uns neben besse-ren Vorhersagen und Risikoanalysen auch mit einer neuen Kultur im Umgang mit Naturgefahren vorbereiten.“

Deutschland

Mit einer Mitteltemperatur von 9,6 °C war 2017 in Deutschland ebenfalls wieder ein sehr warmes Jahr und belegte gemeinsam mit den Jahren 2002 und 2011 die Plätze 6 bis 8. Damit finden sich zehn der fünfzehn wärmsten Jahre Deutschlands im 21. Jahrhundert, eine Jahresmitteltemperatur von 9,6 °C oder wärmer gab es in Deutschland vor 1994 noch nie. Hinsichtlich des Niederschlags war das Jahr als Ganzes gesehen zu feucht. Mit 858,7 mm erreichte es 108,8 % der vieljährigen mittleren Jahressummen.

Lediglich die Monate Januar und September waren kühler als die Mittelwerte 1961-1990, der März (+3,7 K) war der wärmste März seit 1881. Der durch diese Wärme-anomalie begünstigte frühe Vegetationsbeginn führte zusammen mit einem Kälteein-bruch in der dritten Aprildekade in fast ganz Deutschland zu erheblichen Schäden im Obst- und Weinbau.

Auch wenn der Sommer nicht als außergewöhnlich in Erinnerung bleiben wird, gab es einige Hitzerekorde im Juni. Der Süden Deutschlands erlebte eine überdurch-schnittliche Anzahl Heißer Tage

Weitere relevante Extremereignisse im Jahr waren

  • Unwetter in Berlin und Umland mit Starkniederschlägen und Überschwemmungen

    • am 29. Juni wurden in Berlin/Tegel fast 200 mm Niederschlag beobachtet (196,9 mm)
    • am 22. Juli 60 mm und wiederum Überschwemmungen,
  • durch langanhaltende Niederschläge ausgelöste Hochwasserereignisse Ende Juli/Anfang August vor allem in Niedersachsen,
  • Herbststürme Xavier (Anfang Oktober) und Herwart (Ende Oktober); insbesondere Xavier führte als sehr früher Herbststurm zu hohen Schäden, da zu diesem frühen Zeitpunkt im Herbst noch viel Laub an den Bäumen war.

Zum Download des klimatologischen Rückblicks auf den Seiten des Deutschen Wetterdienstes

Zusatzinformationen

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