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22.07.2014

Klimaanomalie mit globalen Auswirkungen: El Niño im Winter 2014/15 wahrscheinlich

Vier Jahre nach Ende des letzten El Niño-Ereignisses im Sommer 2010 deutet vieles darauf hin, dass es im kommenden Winter wieder ein El Niño-Ereignis geben wird. Deshalb geht der Deutsche Wetterdienst der Frage nach, was El Niño ist und welche Auswirkungen dieses Phänomen weltweit und in Deutschland aufgrund unserer Erfahrungen mit vorausgegangenen Ereignissen haben könnte. Darüber hinaus stellt sich die Frage, wie gut ein El Niño-Ereignis überhaupt vorhergesagt werden kann. Schließlich ermöglicht die Analyse von El Niño es dem Deutschen Wetterdienst und seinen Kooperationspartnern, die Vorhersagegüte ihres im Aufbau befindlichen Jahreszeitenvorhersagesystems zu überprüfen.

Globale Verteilung der Korrelation des El Niño-Auftretens mit dem winterlichen Landoberflächenniederschlag 
Quelle: © Deutscher Wetterdienst 2014 Globale Verteilung der Korrelation des El Niño-Auftretens mit dem winterlichen Landoberflächenniederschlag (DJF) seit Januar 1901 (Fig. 16, Becker et al., 2013) Quelle: © Deutscher Wetterdienst 2014

El Niño bezeichnet eine Zirkulationsanomalie, die ursprünglich nur als regionales Klimaphänomen angesehen wurde, das entlang der tropischen Westküste Südamerikas im Abstand von mehreren Jahren auftritt. Peruanische Fischer gaben diesem Phänomen seinen Namen. El Niño ist spanisch und bedeutet Knabe oder, wie in diesem Fall, Christkind, da dieses Klimaphänomen dort in der Regel zur Weihnachtszeit einsetzt.

Passatwinde treiben normalerweise das warme Oberflächenwasser des Pazifiks von Osten nach Westen, Richtung Australien, Indonesien und anderen Südostasiengebieten. Gleichzeitig quillt das kältere Tiefenwasser in den Küstenregionen Süd- und Latein-Amerikas auf, und versorgt mit seinem mitgeführten Fischreichtum den Fischereibetrieb und somit die dort lebenden Menschen. Unter normalen Umständen ist dort das Klima trocken, auf der anderen Pazifikseite hingegen regnerisch und feucht, zumindest in den Küstenregionen. Das El Niño-Phänomen stellt jedoch alles auf den Kopf. Dann lassen die tropischen Ostpassatwinde nach oder ändern sogar komplett ihre Richtung. Die Wolken, welche die Niederschläge eigentlich an die asiatischen und australischen Ostküsten bringen sollten, werden nun in die entgegengesetzte Richtung getrieben und regnen über den sonst trockenen Westküsten des amerikanischen Kontinents ab.

Deshalb kommt es dort zu gewaltigen Überschwemmungen, da der Boden die Wassermassen nicht aufnehmen kann, Erdrutsche und Überflutungen der Städte und Landschaften, vor allem in den Ländern westlich der Anden, über Latein- (Mittel-) Amerika bis hin nach Kalifornien sind die Folgen. Außerdem fehlen aufgrund des warmen Wassers vor der Küste Südamerikas die Lebensbedingungen für das Plankton und damit die Fische mit deutlich negativen Auswirkungen für die Fischerei. Die anderen, hauptsächlich im Gebiet der Tropen befindlichen Pazifikländer hingegen haben nun mit der Trockenheit zu kämpfen. Selbst in Großstädten müssen die knappen Wassermengen rationiert werden

Spätere Untersuchungen haben nachgewiesen, dass El Niño sogar weltweit Auswirkung zeigt. Es wird auch diskutiert, dass ausbleibende oder nur schwach ausgeprägte El Niños für eine Verlangsamung der Klimaerwärmung in den letzten Jahren verantwortlich sein könnten. Sollte dieses Jahr ein El Niño auftreten, könnte das die „Pause“ in der Klimaerwärmung unterbrechen und sich der Temperaturanstieg wieder beschleunigen.

Lesen Sie mehr in der Veröffentlichung des DWDs, die in Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern des Max-Planck-Insituts für Meteorologie, Hamburg und des Instituts für Ozeanographie der Universität Hamburg entstanden ist.


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