27.04.2023
Mit einem weltweit führenden digitalen Stadtklimamodell lässt sich untersuchen, ob eine Teilbebauung des Tempelhofer Feldes für Berlins Klima sinnvoll wäre
Das Simulationsmodell PALM-4U berechnet (Extrem-)wetter und Luftgüte bis auf die Gebäudeebene.
Quelle: wal_172619 , Pixabay
Welche kühlende Wirkung von baumbestandenen Innenhöfen und mit Bäumen gesäumten Straßen ausgeht, zeigt eine hochaufgelöste Simulation, die der Klimatologe Prof. Dr. Dieter Scherer vom Berliner Tempelhofer Feld mit dem angrenzenden Schillerkiez an einem Sommertag und einer Sommernacht mit dem digitalen Stadtklimamodell PALM-4U erstellt hat. „Zum einen ist deutlich zu sehen, dass Vegetationsflächen des nachts Kaltluft produzieren. Das ist in Sommernächten, wenn sich die Lufttemperatur nicht unter 20 Grad Celsius abkühlt, für das städtische Mikroklima wichtig. Zum anderen sehen wir, dass eben nicht nur vom Tempelhofer Feld eine kühlende Wirkung auf das städtische Mikroklima ausgeht, sondern gerade auch von den vielen baumbestandenen Innenhöfen und Straßen. Das bedeutet, dass ein innerstädtisches kleinräumiges Mosaik aus Bebauung und Vegetation das Stadtklima deutlich verbessert. Also jeder Baum zählt
“, so Prof. Dr. Dieter Scherer.
Praxistaugliches Werkzeug
Die Simulation ist ein Ergebnis des über sechs Jahre angelegten Forschungsprojektes „Stadtklima im Wandel“, das Prof. Dr. Dieter Scherer, Leiter des Fachgebietes Klimatologie an der TU Berlin, koordiniert. Das Projekt hat unter anderem zum Ziel, ein praxistaugliches Werkzeug für die klimaresiliente Stadtplanung zu entwickeln, mit dem Städte künftig so gebaut und umgebaut werden können, damit sie sowohl an die Folgen des Klimawandels angepasst sind wie zum Beispiel an immer häufiger auftretende Hitzewellen, als auch das Klima schützen, also weniger CO2 emittieren und die Luft reinhalten. „Dieses Ziel wurde erreicht und PALM-4U – die Abkürzung steht für PArallel Large-Eddy-Simulation Model for Urban Applications – ist ein weltweit führendes digitales Stadtklimamodell, mit dem Stadtplanerinnen und Stadtplaner, Architektinnen und Architekten bereits im Planungsprozess am Computer sehen, wie sich ihre geplanten Klimaanpassungs- und Klimaschutzmaßnahmen, also zum Beispiel Dach- und Fassadenbegrünung, die Anlage von Grün- und Wasserflächen, die Höhe und Stellung von Gebäuden und das verwendete Baumaterial auf das Mikroklima in dem jeweiligen Stadtviertel auswirken
“, sagt Dr. Katharina Scherber, wissenschaftliche Mitarbeiterin im Forschungsprojekt „Stadtklima im Wandel“ am TU-Fachgebiet Klimatologie. Das Projekt mit über 30 wissenschaftlichen und Praxispartnern aus ganz Deutschland wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert.
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