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14.04.2021

Klimaneutrale EU: Sofortiges strenges Handeln nötig

Die EU möchte bis 2050 klimaneutral werden, bis 2030 sollen die Treibhausgasemissionen bereits um 55 Prozent im Vergleich zu 1990 sinken. Um diese Ziele zu erreichen, spielt der Verkehr eine entscheidende Rolle. Das Fraunhofer ISI gibt Anregungen für die notwendige Umgestaltung der europäischen Verkehrspolitik.

Autobahn bei Nacht 
Quelle: Robin Pierre / Unsplash Damit Europa seinen Beitrag zur Einhaltung des 1,5-Grad-Ziels leisten kann, sollten spätestens 2033 keine Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor mehr verkauft werden. Quelle: Robin Pierre / Unsplash

Die Europäische Union hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2050 klimaneutral zu werden und so dazu beizutragen, die globale Erwärmung auf deutlich unter 2 °C – idealerweise maximal 1,5 °C – zu begrenzen. Bis vor kurzem war geplant, die Treibhausgasemissionen bis 2030 um 40 Prozent im Vergleich zu 1990 zu reduzieren. Der Europäische Rat hat jedoch Ende 2020 ein neues Ziel beschlossen: Demnach sollen 2030 in der EU mindestens 55 Prozent weniger Treibhausgase ausgestoßen werden als 1990.

Um die Emissionsreduktion und Klimaneutralität zu erreichen, ist der Verkehr ein wichtiger Faktor, da er derzeit für etwa ein Viertel der energiebezogenen Treibhausgasemissionen der EU verantwortlich ist. Das erfordert eine Überarbeitung der EU-Verkehrspolitik, unter anderem eine Änderung der CO2-Flottengrenzwerte sowie den Aufbau von Infrastrukturen für alternative Antriebe. Die Studie »Net-zero-carbon transport in Europe until 2050« des Fraunhofer-Instituts für System- und Innovationsforschung ISI zeigt Möglichkeiten, die europäische Verkehrspolitik so anzupassen, dass der EU-Transportsektor klimaneutral werden und seinen Beitrag zum Pariser Abkommen erfüllen kann. Prinzipiell sei dies noch möglich, doch dafür müssten die Politikmaßnahmen gestrafft werden.

Hauptautor Dr. Patrick Plötz nennt die zentralen Punkte: »Damit Europa seinen Beitrag zur Einhaltung des 1,5-Grad-Ziels leisten kann, müssen sehr viel ehrgeizigere CO2-Flottengrenzwerte für Pkw und Lkw bis 2030 beschlossen werden. Für neuzugelassene Pkw wäre bis 2030 eine Reduktion der Emissionen um 80 Prozent gegenüber 2021 notwendig, spätestens 2033 sollten keine Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor mehr verkauft werden – sowohl die verstärkte Abkehr renommierter Pkw-Hersteller vom Verbrennungsmotor als auch Innovationen im Bereich der Elektromobilität und internationaler Wettbewerbsdruck treiben das Marktgeschehen ohnehin in diese Richtung. Bei Lkw müssen die Emissionen der Neuzulassungen bis 2030 um mindestens 55 Prozent im Vergleich zu heute sinken. Dies ist durchaus möglich, denn schon heute gibt es viele gute Ansätze zur Energieeffizienz und für Nullemissionsantriebe.«

Für die Elektrifizierung der Pkw und Lkw sowie andere alternative Antriebe sei es entscheidend, die Infrastruktur zügig auf- und auszubauen. Als weiteren großen Anreiz für weniger motorisierten Individualverkehr sowie den Umstieg auf den öffentlichen Verkehr und alternative Antriebe empfehlen die Autoren, die Treibhausgasemissionen deutlich stärker zu bepreisen. Weitere Erfordernisse zur Reduktion der Emissionen seien mehr Hochgeschwindigkeits- und Nachtzüge, da der Schienenverkehr bereits weitgehende elektrifiziert ist, sowie mehr Anstrengungen für einen emissionsfreien Flug- und Schiffverkehr.

Dr. Jakob Wachsmuth, einer der Co-Autoren der aktuellen Veröffentlichung, verweist auf einen weiteren wichtigen Aspekt: »Für das Einhalten der Pariser Klimaziele müssen auch die kumulierten Emissionen im Zeitverlauf beachtet werden: Mit seinen derzeitigen Emissionen hätte der EU-Transportsektor sein verbleibendes Emissionsbudget von 10 bis 12 Milliarden Tonnen CO2-Äquivalenten spätestens 2033 vollständig aufgebraucht. Alle weiteren Emissionen würden dazu beitragen, die globale Temperatur um mehr als 1,5 Grad zu erhöhen.«

Kontaktmöglichkeiten und die genannte Studie finden Sie auf der Internetseite des Fraunhofer ISI

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