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25.02.2021

Ergebnisse der Waldzustandserhebung 2020: Schäden haben weiter zugenommen

Pressemitteilung des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft

In jährlichen Stichprobenerhebungen wird der Kronenzustand deutscher Wälder bewertet. Dadurch können Veränderungen und Risiken erkannt und wichtige Entscheidungen zum Schutz des Waldes getroffen werden.

Wald aus der Vogelperspektive mit einigen gelb verfärbten Nadelbäumen. 
Quelle: Luca Bravo / Unsplash Der Kronenzustand hat sich 2020 im Durchschnitt gegenüber dem Vorjahr weiter verschlechtert. Quelle: Luca Bravo / Unsplash

Ein Drittel der Landesfläche Deutschlands (11,4 Millionen Hektar) ist mit Wald bedeckt. Die häufigsten Baumarten in Deutschland sind die Nadelbäume Fichte (25 Prozent) und Kiefer (23 Prozent), gefolgt von den Laubbäumen Buche (16 Prozent) und Eiche (11 Prozent). Der Kronenzustand hat sich 2020 im Durchschnitt gegenüber dem Vorjahr weiter verschlechtert.

Die anhaltende Dürre in den Vegetationszeiten 2018 - 2020 hat verbreitet dazu geführt, dass die Blätter vorzeitig abgefallen sind. Bei der Fichte begünstigte sie, dass sich Borkenkäfer weiter massenhaft vermehren. Im Vergleich zum Vorjahr ist die Absterberate nochmals gestiegen. Vor allem unsere alten Wälder (>60 Jahre) sind betroffen.

Die Kronenverlictung ist ein Maß für die Vitalität der Bäume. Sie beschreibt, wie dicht, groß und verfärbt die Blätter und Nadeln in der Baumkrone sind. Die Einschätzung der Kronenverlichtung erfolgt im Vergleich zu einem voll benadelten beziehungsweise voll belaubten gesunden Baum der jeweiligen Art in fünf-Prozent-Stufen. Diese werden zu Schadstufen von null bis vier zusammengefasst.

Die Schadstufen zwei, drei und vier werden dabei der Kategorie "deutliche Kronenverlichtungen" zugeordnet, sie entspricht einer Kronenverlichtung von mehr als 25 Prozent. Schadstufe null umfasst Kronenverlichtungen von null bis zehn Prozent. Schadstufe eins mit Kronenverlichtungen zwischen elf und 25 Prozent gilt als Warnstufe. Die mittlere Kronenverlichtung ist der Mittelwert der Kronenverlichtung aller Probebäume.

Seit Beginn der Erhebungen im Jahr 1984 sind die Anteile der Schadstufe 2 bis 4 und die mittlere Kronenverlichtung stark angestiegen. Bei der Fichte und Buche ist seit diesem Jahr eine deutliche Zunahme der Kronenverlichtung festzustellen. Insgesamt gehören die Ergebnisse der Waldzustandserhebung 2020 zu den schlechtesten seit Beginn der Erhebungen. Der Anteil von Bäumen ohne Kronenverlichtung war mit 21 Prozent noch nie so gering.

Im Durchschnitt aller Baumarten betrug im Sommer 2020 der Anteil der deutlichen Kronenverlichtungen (Schadstufen 2 bis 4) 37 Prozent. Auf die Warnstufe entfielen wie im vergangenen Jahr 42 Prozent. Ohne Verlichtung waren nur noch 21 Prozent; 2019 waren es 22 Prozent. Die mittlere Kronenverlichtung ist von 25,1 Prozent auf 26,5 Prozent gestiegen.

Wälder spielen wichtige Rolle im Klimaschutz

Die Wälder reagieren nicht nur sensibel auf den Klimawandel, sondern spielen zugleich eine wichtige Rolle im Klimaschutz: Die deutschen Wälder leisten hierzu einen wichtigen Beitrag. Sie gehören mit 358 Kubikmetern Holz pro Hektar zu den vorratsreichsten in Europa. In lebenden Bäumen und im Totholz sind derzeit rund 1,26 Milliarden Tonnen Kohlenstoff gebunden (Quelle: Kohlenstoffinventur 2017). Die Bodenzustandserhebung im Wald gibt für die Streuauflage und den Mineralboden bis 30 Zentimeter Tiefe einen Vorrat von weiteren 850 Millionen Tonnen Kohlenstoff an. Bezieht man den darunterliegenden Boden bis 90 Zentimeter Tiefe mit ein, dann übertrifft der Kohlenstoffvorrat im Boden sogar jenen, der in den Bäumen gespeichert ist. Der Wald in Deutschland wirkt nach den Ergebnissen der Kohlenstoffinventur 2017 als Senke und entlastet die Atmosphäre jährlich um rund 62 Millionen Tonnen Kohlendioxid. Allerdings könnten die derzeitigen Waldschäden die Verhältnisse verändern.

Durch die Speicherung von Kohlenstoff in langlebigen Holzprodukten wird diese positive Klimawirkung der Wälder weiter verstärkt. Jeder Kubikmeter Holz enthält etwa 0,3 Tonnen Kohlenstoff, der in Produkten wie Gebäuden oder Möbeln jahrzehntelang gebunden ist. Wenn Holz dabei energieintensive Materialien ersetzt, werden Treibhausgasemissionen, die bei der Produktion anderer Materialien entstehen, in erheblichem Ausmaß eingespart. Hinzu kommt die energetische Verwendung von Holz, die einen wichtigen Beitrag zur Verringerung fossiler Brennstoffe leistet.

Die deutsche Forst- und Holzwirtschaft trägt somit bedeutsam dazu bei, die von der Bundesregierung beschlossenen Reduktionsziele für Treibhausgasemissionen zu erreichen. Die Wälder für den Klimawandel zu rüsten, ist eine wichtige Zukunftsaufgabe, bei der die Forstwirtschaft der Unterstützung bedarf.

Mehr auf den Seiten des Bundeministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (Hintergrundinformationen, Berichte einzelner Bundesländer)

Zusatzinformationen

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