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05.11.2019

Ostsee am Scheideweg? Zukunftsszenarien zum kombinierten Effekt von Klimawandel und Nährstoffbelastung

Kann effektives Meeresmanagement Klimawandelfolgen so mildern, dass die Ostsee wieder einen guten ökologischen Zustand erreicht? Lassen sich zukünftige Beeinträchtigungen des Tourismus durch Rekord-Blaualgenblüten und andere Extremereignisse abwehren? Ein Team um Meeresphysiker Markus Meier vom Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde (IOW) präsentiert jetzt eine Studie, in der verschiedene Treibhausgas- und Nährstoffbelastungsszenarien bis 2100 modelliert wurden. Nur in dem optimistischsten Szenario – Nährstoffreduktion durch eine perfekte Umsetzung des Ostsee-Aktionsplans – wird ein guter Umweltzustand erreicht und Extrem-Algenblüten trotz gehäufter Hitzewetterlagen vermieden.

Markus Meier vom Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde (IOW) 
Quelle: IOW / K. Beck Markus Meier vom Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde (IOW) leitete das Autorenteam, das Zukunftsszenarien zum kombinierten Effekt von Klimawandel und Nährstoffbelastung modellierte. Quelle: IOW / K. Beck

Machen wir "weiter wie bisher oder steigt die Nährstoffbelastung bei hohen Treibhausgas-Konzentrationen, ist die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten von Extremblaualgenblüten zum Ende des Jahrhunderts im Vergleich zum heutigen Klima um den Faktor 10 höher. Und erreichen wir die BSAP-Umweltziele nicht, muss man mit zahlreichen weiteren negativen Folgen im Ökosystem Ostsee rechnen“, betont Markus Meier, Klimaexperte am IOW und Leiter der Studie. Zum BSAP, kurz für „Baltic Sea Action Plan", haben sich bereits vor über 10 Jahren alle Anrainerstaaten geeinigt.

Außerdem sei aus Studien in anderen, vom Klima her eigentlich gemäßigten Regionen bekannt, dass extreme Hitzeereignisse und gehäufte Hitzewellen das Krankheits- und Sterblichkeitsrisiko signifikant erhöhen. „Bei uns an der Ostsee könnte dies z. B. bedeuten, dass Infektionen mit den lebensgefährlichen, Sepsis verursachenden Vibrio-Bakterien gehäuft auftreten“, erläutert Meier.

„Die Ostsee steht am Scheideweg. Das ist kritisch, bedeutet aber auch, dass wir es immer noch in der Hand haben, wohin sie steuert. Über ein stringentes Meeresmanagement, für das es klare Vorgaben im BSAP gibt, und auch – selbst wenn dies schwieriger ist – über verstärke Klimaschutz-Anstrengungen können wir die Ostsee dauerhaft als Lebensraum und Reiseziel attraktiv halten“, kommentiert Markus Meier die Studienergebnisse abschließend.

Fachpublikation:

H.E. Markus Meier, Christian Dieterich, Kari Eilola, Matthias Gröger, Anders Höglund, Hagen Radtke, Sofia Saraiva, Iréne Wåhlström (2019). Future projections of record-breaking sea surface temperature and cyanobacteria bloom events in the Baltic Sea. Ambio, https://doi.org/10.1007/s13280-019-01235-5

Lesen Sie dies und mehr auf den Seiten des Leibniz-Instituts für Ostseeforschung Warnemünde (IOW) (Link zur Original-Publikation, Kontakt, …)

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