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05.08.2019

IOW: Wie gestresst sind Küstenmeere durch Mensch und Klima?

Expedition mit Forschungsschiff SONNE ins Südchinesische Meer - Das deutsche Forschungsschiff SONNE ist von Singapur aus ins Südchinesische Meer gestartet. Die Fahrtleitung dieser Schiffsexpedition liegt bei Forscherin Joanna Waniek vom Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde (IOW). An über 70 Stationen werden 24 deutsche und 16 chinesische Wissenschaftler*innen untersuchen, wie sich natürliche Stoffe und schädliche Substanzen menschlicher Herkunft im dortigen Schelfgebiet bis in tiefere ozeanische Regionen verteilen, welche physikalischen Prozesse dafür verantwortlich sind, wie weit der negative Einfluss urbaner und industrieller Ballungszentren ins Meer hineinreicht, und wie sich unterschiedliche Klimabedingungen auf diese Prozesse auswirken.

Forschungsschiff SONNE 
Quelle:  Foto: Universtät Hamburg / J. Peters Das Forschungsschiff SONNE geht für einen Monat auf Spurensuche im Südchinesischen Meer. Quelle: Foto: Universtät Hamburg / J. Peters

Im Einzugsgebiet großer Flusssysteme spülen insbesondere rasant wachsende Megastädte und industrielle Zentren beträchtliche Mengen an Nährstoffen, Schadstoffen und anderen bedenklichen Substanzen wie Mikroplastik und Medikamentenrückstände ins Meer. Wie wirken sich die riesigen Bevölkerungszahlen und die weiterhin stark zunehmende Industrialisierung dieser Ballungsräume auf die Schadstoffbelastung in den betroffenen Küstenmeeren aus? Sind dadurch bedingte Veränderungen bereits erkennbar und ist zu erwarten, dass Umweltschäden durch Klimaänderungen noch verstärkt werden? Das sind die zentralen Fragen des vom Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde (IOW) koordinierten deutsch-chinesischen Verbundprojektes MEGAPOL (kurz für „Megacity’s fingerprint in Chinese marginal seas: Investigation of pollutant fingerprints and dispersal‛), in dessen Rahmen die Schiffsexpedition SO269-SOCLIS (kurz für „Südchinesisches Meer – natürliches Laboratorium unter klimatischen und anthropogenen Stress‛) stattfindet.

„Unser Untersuchungsgebiet – die Region um das Mündungsgebiet des Perlflusses im Südchinesischen Meer – ist in der Tat wie ein natürliches Labor, in dem wir nicht nur für China relevante Fragen untersuchen, sondern, angesichts weltweit wachsender Megastädte, quasi einen Blick in die Zukunft von Küstenmeeren mit immensem Zivilisationsdruck werfen können‛, sagt Projekt- und Expeditionsleiterin Joanna Waniek vom IOW. „Neben den dort jetzt schon existierenden Extrem-Ballungszentren gibt es über die großen Flüsse einen intensiven Austausch zwischen Land und Ozean sowie Veränderungen der physikalischen Antriebe hinter diesem Austausch, wie Monsun und Meeresströmungen, die wiederum vom Klimawandel beeinflusst werden – also alles, was wir an ‚Zutaten‘ für ein gut interpretierbares Modellsystem brauchen‛, so Waniek weiter.

An dem interdisziplinären Expeditionsteam an Bord der SONNE beteiligen sich neben dem IOW auch Wissenschaftler*innen der Universitäten Hamburg und Köln, des Helmholtz-Zentrum Geesthacht Zentrum für Material- und Küstenforschung (HZG), der Shanghai Jiao Tong University und das Guangzhou Marine Geological Survey. Aufbauend auf Erkenntnissen und Methodenentwicklungen im Rahmen von zwei vorausgegangenen Expeditionen ins Südchinesische Meer auf chinesischen Forschungsschiffen (2015 und 2018) ist ein umfangreiches Arbeitsprogramm geplant, das Luft-, Wasser- und Meeressedimentbeprobung, hydrographische und hydroakustische Messungen sowie die Erfassung von Sedimentationsmustern mittels Verankerungen umfasst.

Der Fokus liegt dabei auf „altbekannten‛ Schadstoffen wie PCB, DDT und PAH, ebenso wie auf „neuen‛ Schadstoffen wie Mikroplastik, Hormone, Antibiotika und UV-Filter, wie sie z.B. in Sonnencremes enthalten sind. Zusammen mit den Ergebnissen der vorherigen Forschungsfahrten und den Daten der chinesischen Partnerinstitutionen ist es möglich, eine Entwicklung der akuten Belastung in der Region über einen Zeitraum von 5 Jahren nachzuzeichnen. Aufschluss darüber, wie sich Austausch- und Transportprozesse zudem in den letzten Jahrtausenden verändert haben, versprechen sich die Forscher*innen vor allem von der Analyse von Sedimentkernen, die an ausgewählten Stationen gezogen werden sollen. „Die Ablagerungen sind wie ein Archiv, das uns die Rekonstruktion von früheren Umweltbedingungen und Sedimentablagerungsprozessen ermöglicht und Hinweise darauf gibt, wie die jüngere, durch Menschen bedingte Verschmutzungshistorie des betreffenden Meeresgebietes verlaufen ist‛, erklärt Waniek.

„Die Zusammenarbeit mit unseren chinesischen Partnern hat sich für alle als ausgesprochen fruchtbar erwiesen. Wir freuen uns daher sehr auf den wissenschaftlichen und kulturellen Austausch, der bei so einer Expedition besonders intensiv und spannend gerade für die jüngeren Expeditionsteilnehmer*innen ist‛, kommentiert Joanna Waniek abschließend. Die Expedition endet am 3. September in Hongkong.

Lesen Sie dies und mehr auf den Seiten des Leibniz-Instituts für Ostseeforschung Warnemünde

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