Deutsches Klimaportal - Klimadienste für Deutschland

11.10.2019

DEEP PURPLE: Projekt zur biologischen Verdunklung des grönländischen Inlandeises

Violette Algen lassen das westgrönländische Eisschild schneller schmelzen, da die Algen die Eisoberfläche verdunkeln und sie mehr Sonnenlicht absorbieren. Ein 11-Millionen-Synergy-Grant des Europäischen Forschungsrates ERC ging dazu jetzt an das Deutsche GeoForschungsZentrum GFZ und zwei weitere Einrichtungen, die Universitäten in Bristol und Aarhus.

DEEP PURPLE: Projekt zur biologischen Verdunklung des grönländischen Inlandeises 
Quelle: Laura Halbach DEEP PURPLE: Projekt zur biologischen Verdunklung des grönländischen Inlandeises Dunkel ist das Eis zu sehen, das von Algen bedeckt ist. Links sind Menschen auf dem Schnee. Dazwischen ist die Schmelzzone. Quelle: Laura Halbach

Ein Beitrag von Josef Zens, erschienen im Informationsdienst Wissenschaft idw:

Der Europäische Forschungsrat ERC hat Liane G. Benning am Deutschen GeoForschungsZentrum (GFZ) Potsdam, Alexandre Anesio an der Universität Aarhus, Dänemark, und Martyn Tranter an der Universität Bristol, Großbritannien, einen mit insgesamt 11 Millionen Euro dotierten „Synergy Grant“ für das Projekt DEEP PURPLE zuerkannt. Ihr gemeinsames Ziel ist es, in den nächsten sechs Jahren (ab 2020) die Rolle von Gletscheralgen bei der fortschreitenden Verdunkelung der grönländischen Eisschildoberfläche in einem sich erwärmenden Klima zu untersuchen.

Die drei Forschenden haben bereits jetzt unser Verständnis dafür verändert, warum sich das Eis während der Schmelzsaison verdunkelt: Sie identifizierten die lila pigmentierten Eisalgenblüten in der Eisoberfläche. Diese Gletscheralgen sind dunkel pigmentiert, um ihre Vitalstoffe vor der intensiven UV-Strahlung des Sonnenlichts zu schützen. Während der Schmelzsaison gibt es so viele dieser violetten Algen, dass sie so schwarz aussehen wie der angewehte Ruß aus Tundrafeuern. Sie bilden ein dunkles Band, das während der Sommer-Schmelzen in den letzten 20 Jahren auf der Westseite des grönländischen Eisschildes mehr und mehr gewachsen ist und zu einem verstärkten Schmelzen des verdunkelnden Eises führt.

Warum diese Gletscheralgen so dicht wachsen, ist im Moment nicht wirklich bekannt; und auch nicht, ob sie in den neuen Schmelzzonen auf der Eisoberfläche, im Norden und im Inneren Grönlands wachsen werden, wenn sich das Klima weiter erwärmt.

Projekt DEEP PURPLE

Fragen wie diese müssen beantwortet werden, wenn der zukünftige Anstieg des Meeresspiegels genau vorhergesagt werden soll, da die Grönland-Schmelze ein wesentlicher Treiber für den derzeitigen Anstieg des Meeresspiegels ist.

Das Projekt DEEP PURPLE zielt darauf ab, diese Fragen in den nächsten sechs Jahren zu beantworten, indem es reine von Neugier getriebene Grundlagenforschung darüber, wie die Gletscheralgen wachsen und mit ihrem eisigen Lebensraum interagieren, mit gesellschaftlich relevanter Forschung über die Prozesse, die zu einer Verdunkelung der Eisoberfläche führen, kombiniert. Die Erkenntnisse werden für die Modellierung der Eisschmelze benötigt.

Die Forschenden werden an vielen verschiedenen Standorten in Grönland arbeiten und Messungen der Oberflächenverdunkelung, der Gletscheralgendichte, der Ruß- und Staubbelastung der Algen an der Oberfläche und der physikalischen Eigenschaften der schmelzenden Eisoberfläche durchführen, um schließlich zu verstehen, wie eine biologische Verdunkelung stattfindet und um vorherzusagen, wo und wann sie in Zukunft auftreten wird.

Diese Art der Forschung erfordert die Expertise von Mikrobiologen, Glaziologen und Biogeochemikern, die synergetisch arbeiten, denn nur mit dem Wissen um alle Aspekte des Schmelzens von Eisoberflächen lässt sich die biologische Verdunkelung verstehen.

DEEP PURPLE wird ein Team von 9 Postdocs, 6 Doktorandinnen und Doktoranden und drei Leitungspersonen (PIs) vereinen. Die Potsdamer Geochemikerin Liane G. Benning sagt: "Ich freue mich auf die Gelegenheit, die komplexen Wechselwirkungen zwischen den verschiedenen lichtabsorbierenden Partikeln - Mikroben, Mineralien und Ruß - bis ins kleinste Detail zu untersuchen. Da die Eisschmelzsaison immer länger wird und die Verdunkelung der Eisoberfläche durch Algen immer größere Teile des Eisschildes bedeckt, ist es umso wichtiger, die Prozesse und Mechanismen dahinter zu verstehen.“ Es gehe darum zu quantifizieren, wie viel das schmelzende Grönland-Eis zum globalen Meeresspiegelanstieg beiträgt.

Lesen Sie dies und mehr auf den Seiten des Informationsdienstes Wissenschaft (idw) (Hintergründe, verwandte Artikel, Links, Kontakt, ...)

Zusatzinformationen

Nachrichten aus dem Bereich Küstenschutz

Ereignisbündel verstärken Klimafolgen18.03.2024

Forschungsprojekt untersucht Möglichkeiten zur Anpassung der Nordseeküste an den Klimawandel

Meilenstein in der Klima- und Wetterforschung: Wetter- und Klimamodell ICON als Open-Source veröffentlicht31.01.2024

Die Wissenschafts- und Forschungsgemeinschaft in Deutschland und der Schweiz setzt einen Meilenstein …

Neues Klimamodell für präzisere Klimaprognosen: Start des Projekts "Coming Decade"26.01.2024

Die globale Erwärmung schreitet voran. Doch wie wirkt sich dies im kommenden Jahrzehnt auf …

Hinweis zur Verwendung von Cookies

Cookies erleichtern die Bereitstellung unserer Dienste. Mit der Nutzung unserer Dienste erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Cookies verwenden. Weitere Informationen zum Datenschutz erhalten Sie über den folgenden Link: Datenschutz

OK