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15.07.2019

Berlin University Alliance plant neues Zentrum zum Klimawandel

Die Bewegung „Fridays for Future“ hat einmal mehr deutlich gemacht, wie groß der politische und gesellschaftliche Handlungsdruck beim Thema Klimawandel ist. Die Partnerinnen der Berlin University Alliance – die Freie Universität Berlin, die Humboldt-Universität zu Berlin, die Technische Universität Berlin und die Charité – Universitätsmedizin Berlin – haben es sich zur Aufgabe gestellt, globale Herausforderungen zu adressieren. Durch die Förderung von interdisziplinären Forschungsansätzen und die Vernetzung über die Grenzen der Universitäten hinweg wollen sie sich gemeinsam engagieren. Die Universitäten führen bereits Gespräche mit Vertreterinnen und Vertretern von „Fridays for Future“ über mögliche Formen der Zusammenarbeit und der Verknüpfung mit der „Scientists for Future“-Bewegung. Darüber hinaus wollen die Häuser am Wissenschaftsstandort Berlin neue Möglichkeiten für Forscherinnen und Forscher schaffen, um zu wissenschaftlichen Lösungsansätzen für globale Herausforderungen beizutragen.

Symbolbild "Stadt und Landschaft im Klimawandel" 
Quelle: (c) panthermedia.net / Ben Goode Symbolbild "Stadt und Landschaft im Klimawandel" Quelle: (c) panthermedia.net / Ben Goode

Die Präsidentin und die Präsidenten der Berliner Universitäten Prof. Dr. Dr. Sabine Kunst, Prof. Dr. Günter M. Ziegler, Prof. Dr. Christian Thomsen sowie der Vorstandsvorsitzende der Charité Prof. Dr. Karl Max Einhäupl geben gemeinsam folgende Stellungnahme ab:

„Die Auswirkungen des globalen Klimawandels anzugehen, erfordert die Expertise unterschiedlicher wissenschaftlicher Disziplinen über institutionelle Grenzen hinweg. In der Berlin University Alliance wollen wir gemeinsam die Dichte und Diversität von Forschungsthemen sowie von Expertinnen und Experten am Standort Berlin vernetzen und gesellschaftlich relevante Lösungen erarbeiten. Wir begreifen dies als die Verantwortung der Wissenschaft und möchten zudem das Vertrauen der Gesellschaft gegenüber wissenschaftlichen Fakten stärken. Dazu planen wir ein neues Berliner Forschungszentrum, in dem Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler unterschiedlicher Fachrichtungen zum Thema Klimawandel auf einer gemeinsamen Plattform forschen werden. Diese Initiative wird bereits von einigen Wirtschaftsunternehmen und weiteren Organisationen unterstützt. Wissenschaft, Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft müssen jetzt gemeinsam tragfähige Strategien entwickeln und die Dringlichkeit des weltweiten Klimaschutzes adressieren.“

Eine Auswahl an aktuellen Forschungsprojekten der Partneruniversitäten:

  • Getreide – fit für den Klimawandel?

Ausgedörrte Wiesen, verkümmerte Maiskolben und Getreide, das am Halm vertrocknet. Der Sommer 2018 und die trockenen Monate in 2019 hatten es in sich. Ergiebige Niederschläge lassen sich nicht herbeizaubern – aber vielleicht Pflanzen an trockenere Böden anpassen? Thomas Schmülling treibt diese Frage schon länger um. Dem Biologen, der an der Freien Universität Berlin die Arbeitsgruppe „Molekulare Entwicklungsbiologie der Pflanzen“ leitet, ist es kürzlich zusammen mit seinem langjährigen Mitarbeiter Eswarayya Ramireddy gelungen, Gerste weniger anfällig für Trockenstress zu machen. „Wir haben das Hormon Cytokinin, das üblicherweise das Wurzelwachstum unterdrückt, ausschließlich in der Wurzel der Gerstenpflanze reduziert“, erklärt Thomas Schmülling. Das Wurzelgeflecht wachse dadurch besser, weil weniger von dem Hormon zur Verfügung stehe.

  • Fürsprecher der Bedrohten. Carl-Friedrich Schleussner verschafft Inselstaaten beim Klimawandel Gehör

Am Integrativen Forschungsinstitut für die Transformationen von Mensch-Umwelt-Systemen arbeitet Dr. Carl-Friedrich Schleussner. Der Klimaphysiker und Politikberater erforscht die Folgen des Klimawandels in kleinen Inselstaaten. „Ob Meeresspiegel oder Tropenstürme, die kleinen Inseln spüren die Folgen des Klimawandels bereits heute“. Als wissenschaftlicher Berater unterstützt Schleussner die Inseln sowohl in den Klimaverhandlungen als auch im Erstellungsprozess der Berichte des Weltklimarates (IPCC) – so auch beim letzten Sonderbericht zu 1.5°C, der im Oktober 2018 veröffentlicht wurde. „Viele dieser Staaten haben nicht die Ressourcen für wissenschaftliche Analysen in der Klimafolgenforschung. Meine Kollegen und ich stellen ihnen deshalb das entsprechende Know-How zur Verfügung, so dass sie ihre Interessen besser vertreten können“, erklärt er seine Arbeit. Schleussner ist auch Initiator der Vorlesungsreihe „Humboldt4Future“.

  • 1000 Einzelmaßnahmen für die Energiewende auf dem Campus Charlottenburg

Klimaforschung betreibt die TU Berlin nicht nur auf theoretischer Ebene – sie nimmt auch den eigenen Energieverbrauch unter die Lupe: mit der Universität der Künste Berlin arbeitet sie an dem Projekt „EnEff.HCBC“ für einen energieeffizienten Hochschulcampus Berlin Charlottenburg. „Wir wollen die Klimaschutzziele der Regierung auf dem Campus bereits 2025 erreichen“, so Prof. Dr.-Ing. Martin Kriegel vom Institut für Energietechnik der TU Berlin. Ziel ist die energetisch und ökonomisch sinnvolle Kombination aus Energieeinsparung in bestehenden Gebäuden, die energetische Gebäude- und Anlagensanierung, die lokale Gewinnung von erneuerbaren Energien und einem Wärmeverbundnetz auf dem Campus. Ein Beispiel ist das TU-Rechenzentrum, das vor Energie strotzt. Jährlich produzieren die Server 4,7 Gigawattstunden Abwärme. Beim TU-Hauptgebäude entstehen durch Kälteanlagen pro Jahr sogar 5,8 Gigawattstunden Abwärme. „Mit diesen 11,5 Gigawattstunden, die dem jährlichen Wärmebedarf von etwa 50 typischen Berliner Altbaumehrfamilienhäusern entsprechen, könnte man etwa 20 Prozent des jährlichen Wärmebedarfs beider Unis decken“, so Kriegel. Die Forscherinnen und Forscher haben insgesamt rund 1000 Einzelmaßnahmen für die Universitätshäuser entwickelt und bewertet. Der Clou: Sie betrachten nicht einzelne Gebäude, sondern die Energiebilanz des gesamten Areals unweit des Ernst-Reuter-Platzes. Unter diesem Aspekt werden jetzt die kosteneffizientesten und effektivsten Maßnahmen identifiziert und umgesetzt.

  • Steigende Hitze: Leiden Leistungsfähigkeit und Gesundheit der Menschen in Afrika?

Der Klimawandel trifft die Menschen im subsaharischen Afrika besonders schwer: Aufgrund der Nähe zum Äquator und der großen Distanz zum Meer steigen die Temperaturen stärker als beispielsweise in Europa. Gleichzeitig betreibt ein Großteil der Einwohner Subsistenzlandwirtschaft, ihre Ernährung hängt deshalb stark von ihrer Leistungsfähigkeit ab. Könnte sich der vermehrte Hitzestress also negativ auf die Produktivität und Gesundheit der Menschen vor Ort auswirken? Das wird die Arbeitsgruppe um Prof. Dr. Hanns-Christian Gunga, Stellvertretender Direktor des Instituts für Physiologie der Charité, in den kommenden drei Jahren untersuchen. Dazu setzen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler beispielsweise selbst entwickelte Sensoren und Geräte ein, die das Herz-Kreislauf-System überwachen und die Körperkerntemperatur messen. Das Projekt ist eingebettet in ein deutschlandweites Forschungskonsortium, an dem auch Prof. Dr. Harald Grethe vom Albrecht Daniel Thaer-Institut für Agrar- und Gartenbauwissenschaften der HU Berlin beteiligt ist. Für das Verbundprojekt (Forschungsgruppe „Klimawandel und Gesundheit in Afrika südlich der Sahara“) hat die Deutsche Forschungsgesellschaft jetzt eine Förderung von rund fünf Millionen Euro bewilligt.

Lesen Sie dies und mehr auf den Seiten der Freien Universität Berlin (Expertendienst, Links zu den Projekten, Kontakte, ...)

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