05.10.2018
DBU: Nach dem Jahrhundertsommer: Vorausschauen und für gutes Stadtklima sorgen
Viel zu heiß, viel zu trocken: So lässt sich der diesjährige Jahrhundertsommer in weiten Teilen Deutschlands sowie im westlichen und nördlichen Europa zusammenfassen. Das gehäufte Auftreten meteorologischer Extremereignisse deckt sich mit den Prognosen der Klimaforscher. Insbesondere urbane Räume sind von den Auswirkungen der Wetterextreme und klimatischen Veränderungen besonders betroffen.
Nach Ansicht der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) ist Klimaanpassung eine kommunale Gemeinschaftsaufgabe, die neben dem »politischen Willen« ein interdisziplinäres, fachübergreifendes Vorgehen verlangt. Um den Kommunen die erforderliche Finanzierung für die aufwändige Umsetzung zu ermöglichen, braucht es vor allem neue gezielte Förderprogramme auf Bundes- und Landesebene.
Gerade Städte sind von klimatischen Veränderungen besonders betroffen und müssen sich anpassen.
Quelle: © Judith Nitsch
Viel zu heiß, viel zu trocken: So lässt sich der diesjährige Jahrhundertsommer zusammenfassen. Der Norden und Osten Deutschlands erlebten 2018 den bisher wärmsten Sommer aller Zeiten, deutschlandweit war der Sommer nach 2003 der zweitwärmste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen im Jahr 1881. Begleitet wurde die Hitze durch eine extreme Trockenheit in weiten Teilen Deutschlands. Die Folge: Ausgedörrte Böden, vertrocknende Bäume und Stauden, aufgeheizte Städte, Sauerstoffmangel in Flüssen und Seen, schlechte Ernten und Waldbrände. Doch nicht nur Deutschland erlebte eine außergewöhnliche Hitzewelle. Auch in Großbritannien, den Niederlanden, Belgien und Finnland war der Sommer so warm und trocken wie nie. In Skandinavien brachen aufgrund der extremen Trockenheit große Waldbrände aus, am Polarkreis kletterte das Thermometer bis auf über 30 Grad. Selbst im Norden Sibiriens wurden Anfang Juli 32 Grad gemessen, 20 Grad mehr als sonst zu dieser Jahreszeit.
Das gehäufte Auftreten meteorologischer Extremereignisse deckt sich mit den Prognosen der Klimaforscher der vergangenen 20 Jahre. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sind sich weitgehend einig: Der Klimawandel bringt künftig nicht nur eine Erhöhung der mittleren Temperaturen, sondern auch mehr Extremwetterereignisse. »Wir erwarten eine Zunahme von solchen extremen Perioden mit all ihren Konsequenzen für unsere Gesellschaft« sagte Dr. Paul Becker, Vizepräsident des Deutschen Wetterdienstes (DWD) Anfang September. Nach Aussage des neuen Klimareports für Niedersachsen wird sich die Zahl der Sommertage im Norden Deutschlands mittelfristig mehr als verdoppeln, die Frosttage nehmen ab und extreme Niederschläge aller Voraussicht nach zu.
Urbane Räume sind von den Auswirkungen der Wetterextreme und klimatischen Veränderungen besonders betroffen, da diese hier zu großen materiellen Schäden an Infrastruktur und Gebäuden führen und viele Menschen in Gefahr bringen können. Zudem potenzieren der hohe Versiegelungsgrad und die dichte Bebauung in den Städten das Auftreten von Überflutungen, Hitzestaus (»urban heat islands«) und Trockenheit. Um den Folgen des Klimawandels zu begegnen, ist eine Stadtentwicklung erforderlich, die die Verwundbarkeit (Vulnerabilität) städtischer Infrastruktur gegenüber Hitze und extremen Niederschlägen verringert. »Es wird und muss künftig darum gehen, vorbeugende Maßnahmen in Neubau und Bestand zu ergreifen«, betonte DBU-Generalsekretär Alexander Bonde. Um die Folgen von Überhitzung und Starkregen zu entschärfen, brauche es eine klimasensible Stadtplanung – mit mehr Grün und weniger Versiegelung, mit mehr Wasserflächen und Begrünung auf Dächern und an Fassaden.
Nach Ansicht der DBU ist Klimaanpassung eine kommunale Gemeinschaftsaufgabe, die neben dem »politischen Willen« ein interdisziplinäres, fachübergreifendes Vorgehen verlangt. Um den Kommunen die erforderliche Finanzierung für die aufwändige Umsetzung zu ermöglichen, braucht es vor allem neue gezielte Förderprogramme auf Bundes- und Landesebene.
Eine Reihe DBU-geförderter Modellprojekte demonstriert bereits, wie das in der Praxis gut funktionieren kann: Von der Gestaltung multifunktionaler urbaner Retentionsräume (MURIEL) über die interdisziplinäre Zusammenarbeit von »Planern im Dialog« des Deutschen Instituts für Urbanistik (DIFU) bis hin zu einem vorbildlichen Auskunfts- und Informationssystem zur Klimaanpassung in Bremen (KLAS).
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