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15.05.2018

Baden-Württemberg: Klimawandel – ein globales Phänomen mit regionaler Wirkung

Ein Beitrag des baden-württembergischen Umweltministers Franz Untersteller auf der Internetseite der Stiftung Energie & Klimaschutz zu den regionalen Folgen des Klimawandels und den Strategien des Landes.

Symbolbild 
Quelle: (c) panthermedia.net / sabphoto Quelle: (c) panthermedia.net / sabphoto

Schmelzende Gletscher, steigender Meeresspiegel, anhaltende Dürrekatastrophen, stärkere Tropenstürme – die globalen Auswirkungen des Klimawandels treten immer häufiger zu Tage und werden uns immer mehr bewusst. Wir spüren diese Auswirkungen auch bei uns in Baden-Württemberg. Der Hitzesommer 2003, die dramatischen Starkregenereignisse im Frühsommer 2016 oder der für die Obstbauern verheerende Spätfrost im April 2017 sind nur drei extreme Ereignisse, die uns dies vor Augen geführt haben.

Aber auch andere Daten belegen eindrucksvoll, dass derKlimawandel in Baden-Württemberg Realität ist: So hat die durchschnittliche Jahrestemperatur im Land zwischen 1881 und 2015 um 1,3 °C zugenommen. Spitzenreiter ist Freiburg: Zwischen 1950 bis 2006 wurde dort ein Temperaturanstieg von 2 °C festgestellt. Auch Stuttgart, Karlsruhe und Mannheim liegen in Regionen, in denen die Temperaturen überdurchschnittlich angestiegen sind.

Mit einem Anstieg der Temperatur um bis zu 3,6 Grad ist zu rechnen

Dies hat erhebliche Auswirkungen auf Mensch, Natur und Umwelt: Die Vegetationsperiode verlängert sich. Wärmeliebende Tier- und Pflanzenarten wie die asiatische Tigermücke oder die allergieauslösende Beifuß-Ambrosie breiten sich aus. Die Zahl der Klimaflüchtlinge steigt. Und dies ist nur eine kleine Auswahl von Beispielen.

Die Landesanstalt für Umwelt hat mehrere regionale Klimamodelle ausgewertet, um die weitere Entwicklung in Baden-Württemberg abzuschätzen. Gegenüber dem Zeitraum 1971 – 2000 ist demnach bis zum Ende des Jahrhunderts mit einem Temperaturanstieg von 2,5 °C bis 3,6 °C zu rechnen. Besonders stark wird diese Entwicklung die tiefen Lagen des Landes treffen, also den Rheingraben und den Rhein-Neckar-Raum. Der vielen Menschen im Gedächtnis gebliebene extreme Hitzesommer 2003 mit 53 heißen Tagen in Karlsruhe mit mehr als 30 °C könnte bis zum Ende des Jahrhunderts einen durchschnittlichen Sommer darstellen. Die Dramatik einer solchen Entwicklung wird deutlich, wenn man bedenkt, dass allein im August 2003 bis zu 1300 Todesfälle in Baden-Württemberg auf die außergewöhnlichen Temperaturen zurückgeführt wurden.

Wir alle müssen uns von lieb gewonnenen Gewohnheiten verabschieden

Als eines der ersten Bundesländer überhaupt haben wir bereits in der vergangenen Legislaturperiode im Landesklimaschutzgesetz verbindliche Vorgaben für die Reduzierung von Treibhausgasen festlegt. Bis zum Jahr 2050 streben wir eine Minderung um 90 Prozent an. Um dieses ehrgeizige Ziel erreichen zu können, haben wir in einem ersten Schritt in unserem Integrierten Energie- und Klimaschutzkonzept über 100 konkrete Strategien und Maßnahmen entwickelt, von denen ein Großteil bereits umgesetzt ist. Nun sind weitere Schritte notwendig. Die Landesregierung möchte hierzu noch dieses Jahr das Klimaschutzziel für das Jahr 2030 festlegen und dann gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürgern sowie der Wirtschaft das Integrierte Energie- und Klimaschutzkonzept fortschreiben. Eines ist jetzt schon klar: Wir werden unsere Ziele nur erreichen können, wenn wir uns als Gesellschaft insgesamt klimafreundlicher verhalten. Das kann nur dann funktionieren, wenn wir alle dazu bereit sind, uns auch von manch lieb gewonnenen Gewohnheiten zu verabschieden.

Strategie zur Anpassung an die unvermeidbaren Folgen des Klimawandels

Das Klimaschutzgesetz sieht auch vor, den unvermeidbaren Auswirkungen des Klimawandels mit Hilfe einer landesweiten Anpassungsstrategie zu begegnen. Denn selbst wenn es uns gelingt, den weiteren Klimawandel zu begrenzen, wird er weitreichende ökologische und ökonomische Folgen nach sich ziehen. Mit unserer Anpassungsstrategie wollen wir uns rechtzeitig wappnen und Baden-Württemberg möglichst gut auf die absehbaren Folgen des Klimawandels vorbereiten.

Die Anpassungsstrategie konzentriert sich auf neun Handlungsfelder, darunter die Landwirtschaft, den Naturschutz oder die Gesundheit. Unsere Strategie zeigt für jedes Handlungsfeld die Auswirkungen des Klimawandels und gibt jeweils Empfehlungen für Maßnahmen. Mit dem FörderprogrammKLIMOPASS hat das Land die Anpassungsstrategie weiter konkretisiert, wir fördern hiermit beispielsweise Klimaanalysen auf kommunaler Ebene, die Installation öffentlich zugänglicher Trinkwasserspender oder auch Beschattungsanlagen sowie die Begrünung von Kindertagesstätten, Schulen und Seniorenheimen.

Weltweite Zusammenarbeit, um Anstieg unter 2° zu begrenzen

Klimaschutz und Anpassung an den Klimawandel enden nicht im eigenen Land, sondern müssen weltweit auf allen Ebenen vorangetrieben werden. Das Umweltministerium engagiert sich deshalb in der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit wie beispielsweise der Oberrheinkonferenz, der Internationalen Bodenseekonferenz oder der „Vier Motoren für Europa“.

Im Vorfeld der UN–Klimakonferenz 2015 in Paris haben Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann und der kalifornische Gouverneur Jerry Brown sowie zehn weitere Mitstreiter außerdem den Grundstein für die „Under2 Coalition“ gelegt. Zwischenzeitlich sind mehr als 200 Unterzeichner aus über 40 Ländern und sechs Kontinenten der Under2 Coalition beigetreten. Sie haben sich verpflichtet, in ihren Regionen den globalen Temperaturanstieg auf unter zwei Grad zu begrenzen, indem sie den Ausstoß von Treibhausgasen bis 2050 um 80 bis 95 Prozent im Vergleich zum Jahr 1990 vermindern oder auf zwei Tonnen pro Einwohner und Jahr begrenzen wollen. Zwischenzeitlich sind mit Unterstützung privater wie auch öffentlicher Stiftungen erste Klimaschutzprojekte insbesondere in Entwicklungs- und Schwellenländern angelaufen.

Baden-Württemberg begreift den Klimawandel als die größte Herausforderung des 21. Jahrhunderts. Wir sind nicht die Ersten, die den Klimawandel zu spüren bekommen, aber die Letzten, die noch etwas gegen ihn tun können.

Lesen Sie dies und mehr auf den Seiten des Ministeriums für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg (mehr Informationen, Links, …)

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