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05.06.2018

DWD: Mai 2018: Zweiter monatlicher Temperaturrekord in Folge, regional mit Dürren und Starkniederschlägen

Der Mai 2018 war in Deutschland der wärmste Mai seit Beginn der Aufzeichnungen und nach dem diesjährigen April der zweite Monat in Folge mit einem neuen Rekordwert. Die deutschlandweit hohen Temperaturen wurden im Süden und Westen des Landes begleitet von häufigen Gewittern, Starkniederschlägen und lokalen Hochwasserereignissen und einer ausgeprägten Trockenheit im Norden.

Dr. Paul Becker, Vizepräsident des Deutschen Wetterdienstes: „Wir erleben die letzten Jahre eine Häufung klimatologischer Rekorde, die sich in der Summe nur mit dem Klimawandel erklären lassen. Mit diesen Rekorden nehmen aber auch Extremereignisse zu, welche direkt oder indirekt uns alle betreffen. Für die Zukunft erwarten wir eine weitere Zunahme solcher Extremereignisse. Dies erfordert von uns allen intensivere Anpassungs- und Klimaschutzmaßnahmen.“

Abweichungen der Maitemperaturen für Deutschland vom vieljährigen Mittel 1961-1990 
Quelle: DWD Abweichungen der Maitemperaturen für Deutschland vom vieljährigen Mittel 1961-1990 Quelle: DWD

Mai 2018 mit neuem Temperaturrekord

2018 war der wärmste Mai in Deutschland seit 1881 und nach April 2018 der zweite Monat in Folge mit einem neuen Monatsrekord. Mit einem Gebietsmittel von 16,0 °C war der Mai 2018 3,9 K wärmer als das vieljährige Mittel der Monatswerte 1961-1990 und platziert sich nun vor den Jahren 1889 und 1931. Mit seinem deutlichen Wärmeüberschuss übertraf der diesjährige Mai sogar die vieljährigen Junimittel um 0,6 K.

Während des gesamten Mais stand Mittel- und Nordeuropa unter kontinuierlichem Hochdruckeinfluss; der Kern dieses sich ständig regenerierendem Hochdruckgebiets verlagerte sich ab der zweiten Monatshälfte über Skandinavien. Ein schwaches Höhentief über Westeuropa führte kontinuierlich feuchtwarme Luft in den Westen und Süden Deutschlands heran, aufgrund der geringen Druckgradienten blieb diese oft über längere Zeiträume ortsfest und bedingte Gewitter und Starkniederschläge.

Immer häufiger Wärmerekorde, seit über sechzig Jahren kein Minimumrekord mehr

Dass zwei Monate in Folge in Deutschland neue Temperaturrekorde aufstellen ist ein ausgesprochen seltenes Ereignis und kam in den vergangenen hundert Jahren bisher nur im November und Dezember 2015 vor.

Als Folge des Klimawandels treten neue Maximumrekorde der Monatsmittel der Temperatur in den letzten Dekaden immer häufiger auf: Im Zeitraum 2001-2010 wurden 10 neue Monatsrekorde registriert, seit 2011 wurden bisher fünf neue Rekorde verzeichnet (November und Dezember 2015, März 2017 sowie April und Mai 2018). In den Jahrzehnten zuvor gab es lediglich zwei bis vier neue Maximumrekorde pro Dekade. Neue Minimumrekorde der Monatstemperaturen finden sich hingegen kaum noch, das letzte Mal wurde im Februar 1956 ein solcher registriert.

Nicht nur die Häufigkeit, auch die Intensität der positiven Abweichungen nimmt bei den Monatsmitteln zu: Vor dem 21. Jahrhundert gab es ausgesprochen selten positive Temperaturanomalien vom vieljährigen Mittel 1961-1990, die größer 4 K waren. Mit Januar (+ 4,2 K) und April (+ 4,9 K) trat dies in diesem Jahr bereits zweimal auf. Im Mai 2018 wurde dieser Wert mit 3,9 K fast erreicht.

Die stärksten positiven Anomalien finden sich insbesondere im Norden und Osten Deutschlands, in Hamburg und Bremen wurden sogar 4,6 K bzw. 4,8 K registriert, während in Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und dem Saarland die Temperaturanomalien 3,3 K bis 3,6 K betrugen. Die Auswirkungen dieses außergewöhnlichen Witterungsverlaufs waren fast deutschlandweit hohe bis sehr hohe Maximumtemperaturen bis über 34 °C, insbesondere im Norden und Osten des Landes mit vielfachen neuen Stationsrekorden (z.B. am 29.5. an 26 DWD-Stationen). Im Berliner Raum und in Frankfurt am Main fiel das Thermometer in der letzten Maiwoche teilweise nicht mehr unter 20 °C, sogenannte Tropennächte finden sich normalerweise nur im Juli oder August.

Besonders in den nordeuropäischen Nachbarländern war der Mai 2018 ebenfalls einer der wärmsten seit Beginn der jeweiligen Messreihen. Dänemark registrierte beispielsweise den wärmsten Mai seit 1872 mit einer Monatsmitteltemperatur von 15,0 °C, dies entspricht in etwa einem mittleren Monatsmittel im Juli, in Oslo wurde der wärmste Mai seit 1837 registriert. In Österreich war dieser Mai der wärmste seit dem Jahr 1868 und die Schweiz registrierte den zweitwärmsten Mai seit 1864.

Obwohl der März 2018 mit einer Abweichung von -1,1 K ein ausgesprochen kühler Monat war, ist in der Summe auch das meteorologische Frühjahr 2018 mit einem Mittelwert von 10,2 °C um 1,4 K wärmer als das vieljährige Frühlingsmittel 1961-1990 und nach 2007 das bisher zweitwärmste Frühjahr.

Auch wenn drei der ersten fünf Monate diesen Jahres außergewöhnlich warm waren, ist eine klimatologische Einordnung des gesamten Jahres 2018 heute natürlich noch nicht möglich. Wenn allerdings die folgenden Monate Juni bis Dezember den Monatsmitteln der letzten fünf Jahre entsprechen würden, ergäbe sich eine Jahresmitteltemperatur von 9,8 °C, dies wäre das bisher dritthöchste Jahresmittel, das in Deutschland bisher registriert worden wäre.

Trockener Norden, Unwetter in der Mitte und im Süden

Mit der Zufuhr subtropischer Luft stand der Süden und Westen Deutschlands auch unter ständigem Gewitter- und Starkregeneinfluss, während der Norden des Landes bis zum Monatsende unter starker Trockenheit litt.

Ab dem 10. Mai kam es wiederholt in verschiedenen Regionen Deutschlands zu Starkregenereignissen, zum Teil mit nachfolgenden Sturzfluten und Überschwemmungen. An insgesamt 10 Tagen im gesamten Monat traten solche Wetterlagen auf, vom 22. Mai bis 27. Mai an sechs Tagen in Folge. Hiervon betroffen waren anfangs das Vogtland, der Hunsrück, die nördliche Oberpfalz, das Saarland und Baden-Württemberg. Dabei wurden sowohl bei Betrachtungszeiträumen von einer oder zwei Stunden, als auch bei längeren Intervallen von 24 Stunden örtlich Wiederkehrzeiten von 100 Jahren überschritten.

Niederschlagssumme vom 2. Mai bis 1. Juni 2018, berechnet aus an Bodenmessungen angeeichten Radarmessungen (RADOLAN) 
Quelle: DWD Niederschlagssumme vom 2. Mai bis 1. Juni 2018, berechnet aus an Bodenmessungen angeeichten Radarmessungen (RADOLAN) Quelle: DWD

So lagen die höchsten Monatssummen im Süden und der Mitte des Landes über 200 mm. Im Norden gab es Regionen, in denen fast kein Niederschlag fiel. Große Unterschiede in der monatlichen Niederschlagsmenge auf kurzen Distanzen gibt es zum Beispiel in Hamburg, wo die östlichen Stadtteile infolge eines Gewitters am 10. Mai eine Vierwochensumme von über 50 mm erreichten, in der Mitte und dem Westen der Stadt aber fast kein Niederschlag fiel.

Der Norden Deutschlands litt den größten Teil des Monats unter Niederschlagsarmut, ehe ab dem 27. Mai auch dort teils kräftige Gewitter für lokale Starkniederschläge sorgten. Hohe Lufttemperaturen und Sonneneinstrahlung ließen bis Monatsende den Verdunstungsanspruch der Atmosphäre auf 6 bis 8 mm pro Tag ansteigen, so dass als Folge der Wassergehalt in sandigen Böden auf Werte unter 30 % der nutzbaren Feldkapazität sank.

In Verbindung mit der Trockenheit der Vormonate mussten kommunale Wasserversorger in Nordniedersachsen die Verwendung von Trinkwasser zur privaten Bewässerung einschränken. Die warm-trockene Witterung führte auch zu einem erhöhten Waldbrandaufkommen in Teilen Niedersachsens, Sachsens und Brandenburg.

Im Norden und Osten Deutschlands wiesen Wintergetreide und Kartoffelbestände auf nicht beregneten und sandigen Standorten durch Trockenheit bedingte Schäden auf. Soweit möglich, wurde in der Landwirtschaft mit der Feldberegnung begonnen, um Ertragseinbußen zu minimieren und die Qualität zu sichern. Zudem sind Ertragsdefizite im Grünland beim vielerorts anstehenden zweiten Schnitt zu erwarten.

Die zwei sehr warmen Monate April und Mai verschoben auch das Pflanzenwachstum und die daraus abgeleiteten phänologischen Jahreszeiten: Durch die warme Witterung war der Blühbeginn der Sommerlinde rund 12 Tage früher als im langjährigen Mittel, in Schleswig Holstein und Hamburg sogar 17 Tage früher. Diese Entwicklungsphase gilt als Indikator für den Beginn des phänologischen Hochsommers.

Lesen Sie dies und mehr auf den Seiten des Deutschen Wetterdienstes

Weitere Abbildungen enthält die ausführliche Analyse des DWD "Mai 2018: Zweiter monatlicher Temperaturrekord in Folge, regional mit Dürren und Starkniederschlägen" (PDF, ca. 730 kB)

Zur April-Analyse des DWD "Wärmster April seit 1881 mit sommerlichen Temperaturen in Deutschland" (PDF, ca. 340 kB)

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