15.05.2018
DWD und GIZ: Gemeinsames Projekt zur Agrarmeteorologie in Madagaskar
Ein Baustein in der Strategie des Deutschen Wetterdienstes (DWD) beinhaltet die Umsetzung des Globalen Rahmenwerks für Klimadienstleistungen (Global Framework for Climate Services, GFCS) der Weltorganisation für Meteorologie (WMO). Ein wesentliches Element des GFCS ist das so genannte „Capacity Development“, das damit auch die entsprechenden Übereinkünfte des Pariser Klimaabkommens (COP-21) aufgreift.
Projekt PrAda: „Mission Evaluierung“ - Teilnehmende des abschließenden Workshops
Quelle: GIZ
Dabei geht es darum, Länder, die vom Klimawandel besonders betroffen sind, beim Aufbau von eigener Kompetenz zu unterstützen, um Maßnahmen gegen den Klimawandel zu initiieren. Für ausgewählte Länder gibt es Aktivitäten, die z. B. im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) von der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit GmbH (GIZ) geplant, koordiniert und finanziert werden.
Madagaskar ist in hohem Maß vulnerabel
Da Madagaskar aufgrund seiner geographischen Lage und der Abhängigkeit seiner Bevölkerung von natürlichen Ressourcen in hohem Maße vulnerabel gegenüber den Auswirkungen des Klimawandels ist, wurde dieses Land von der GIZ ausgewählt. So stammen etwa 26 Prozent des Bruttoinlandsproduktes (2012) und 28 Prozent der Exporterlöse aus der Landwirtschaft. Sie stellt die wichtigste Lebensgrundlage für den Großteil der Bevölkerung dar, ist aber von den Folgen des Klimawandels besonders betroffen. Die GIZ ihrerseits wandte sich für eine Kooperation zur Maßnahme „Verbesserter Zugang zu agrarmeteorologischen und landwirtschaftlichen Beratungsleistungen“ an den DWD.
Reisanbau im Süden der Region Anosy, Madagaskar
Quelle: © C. Fruehauf
Kompetenz und Know-how vor Ort fördern
Im Rahmen des Projektes PrAda („Projet Adaptation des chaînes de valeur agricoles au changement climatique“, Anpassung landwirtschaftlicher Wertschöpfungsketten an den Klimawandel) der GIZ wird derzeit eine Kooperation mit dem Deutschen Wetterdienst (DWD) vorbereitet. Das Projekt PrAda zielt darauf ab, die Leistungsfähigkeit der Akteure in Madagaskar in ausgewählten, gegenüber dem Klimawandel besonders verwundbaren landwirtschaftlichen Wertschöpfungsketten (z. B. Hirse, Rizinus, Erdnuss, Zwiebel) zu erhöhen.
Als Durchführungspartner der GIZ wird das Zentrum für Agrarmeteorologische Forschung (ZAMF) des DWD zum Projekt PrAda beitragen. Die Arbeit des ZAMF konzentriert sich darauf, die Kolleginnen und Kollegen des Madagassischen Wetterdienstes DGM (Direction Générale de la Météorologie à Madagascar) darin zu unterstützen, die agrarmeteorologischen und agronomischen Beratungsleistungen vor Ort zu verbessern. Zunächst geht es darum, Kompetenz und Know-how bei der Erhebung und Verarbeitung agrarmeteorologischer Daten in Madagaskar aufzubauen.
Konkrete Perspektiven erschließen
Im Rahmen einer zweiwöchigen Mission begannen Dr. Cathleen Frühauf und Dipl.-Met. Joachim Namyslo (beide ZAMF) im März in Madagaskar damit, konkrete Perspektiven der künftigen Zusammenarbeit zu erschließen. Dabei stand in den ersten Tagen nach Ankunft in der Hauptstadt Antananarivo der Austausch mit DGM- und GIZ-Mitarbeitenden im Vordergrund.
Nach einem Treffen im madagassischen Landwirtschaftsministerium begann eine viertägige Exkursion zusammen mit Kolleginnen und Kollegen der DGM und GIZ in den Süden des Landes. An der Küste des Indischen Ozeans rund um Tolagnaro (früher Fort Dauphin) befinden sich die Hauptuntersuchungsregionen des PrAda-Projektes, Androy und Anosy. Dort stand zunächst der Besuch der synoptischen und aerologischen Station am Flughafen von Tolagnaro auf dem Programm. In der Stadt Ambovombe (Region Androy) wurden anschließend die dortige Klimastation, die Niederlassung der UN-Organisation für Ernährung und Landwirtschaft FAO und die staatlichen Einrichtungen des Centre technique Agroécologie du Sud (CTAS) besichtigt. Auf den Versuchs- und Saatgutproduktionsflächen der CTAS wurde mit einem tragbaren Messgerät des ZAMF die pflanzliche Wasserabgabe ausgewählter Kulturen bestimmt. Auf der Rückfahrt nach Tolagnaro wurde ein privater Betrieb zur Saatgutproduktion in Behara besucht. Er erhält vom madagassischen Wetterdienst DGM so genannte „Bulletins agrométéorologiques“. Durch den direkten Kontakt mit einem Kunden des DGM ist es besser möglich, Kundenanforderungen zu verstehen.
Zahlreiche Gespräche
Nach der Rückkehr nach Antananarivo standen in der zweiten Woche zahlreiche Besprechungen auf dem Programm, um aus den Erfahrungen der Exkursion erste Schritte für eine mögliche Zusammenarbeit abzuleiten: Mit dem Nationalen Zentrum für angewandte Forschung zur ländlichen Entwicklung wurde diskutiert, wie der DWD bei den agrarmeteorologischen Messungen unterstützen kann. Bei einem Treffen an der Universität Antananarivo wurde darüber gesprochen, wie Bodenkennwerte für das PrAda-Projekt zur Verfügung gestellt werden können. Für eine zuverlässige Modellierung des Bodenwasserhaushalts sind solche Daten unerlässlich. In einer ausführlichen abschließenden Sitzung mit den Kolleginnen und Kollegen des madagassischen Wetterdienstes ging es um die 14-tägigen und jahreszeitlichen agrarmeteorologischen Beratungsprodukte des DGM. Anhand eines konkreten Beispiels wurden Möglichkeiten analysiert und diskutiert, wie diese Produkte verbessert werden können.
Am letzten Tag des 14-tätigen Aufenthalts der beiden Braunschweiger Experten fand ein Workshop zur Vorstellung der geplanten Kooperation im Rahmen von PrAda statt. Hierzu wurden auch die Repräsentanten von weiteren GIZ-, FAO- und UN-Projekten eingeladen. Nach den Vorträgen ergab sich eine rege Diskussion. Unter Berücksichtigung eines inzwischen von ZAMF erstellten Evaluierungsberichts, der sich unter anderem mit der Datenverfügbarkeit in Madagaskar auseinandersetzt, soll die Kooperation zwischen GIZ, DGM und DWD bald formell besiegelt werden.
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