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17.01.2014

DWD: Der Winter 2013/2014 – Eine Halbzeitbilanz

Der Deutsche Wetterdienst ordnet die erste Hälfte des Winters 2013/2014 klimatologisch ein, der bisher sowohl sehr kalt (in Nordamerika) als auch sehr mild (in Deutschland) gewesen war.

Weltweite Temperaturabweichungen für den Zeitraum vom 01.12.2013 bis zum 13.01.2014   
Quelle: National Oceanic and Atmospheric Administration NOAA Weltweite Temperaturabweichungen vom vieljährigen Mittel der internationalen Referenzperiode 1961-1990 für den Zeitraum vom 01.12.2013 bis zum 13.01.2014 Weltweite Temperaturabweichungen vom vieljährigen Mittel der internationalen Referenzperiode 1961-1990 für den Zeitraum vom 01.12.2013 bis zum 13.01.2014 Quelle: National Oceanic and Atmospheric Administration NOAA

Anhaltend milde Witterung brachte bislang kaum neue Rekorde

Während große Teile des nordamerikanischen Kontinents in den vergangenen Wochen von einer markanten Kältewelle betroffen waren (s. hierzu auch den Hintergrundbericht des DWD vom 09.01.2014), verläuft der Winter 2013/2014 in Europa und bei uns in Deutschland bislang ungewöhnlich mild. Dabei treten diese beiden Witterungsabschnitte trotz ihrer räumlichen Entfernung nicht unabhängig voneinander auf, sondern sind über die Lage des nordhemisphärischen Strahlstroms (ein atmosphärisches Starkwindband an der Grenze zwischen polarer Kaltluft und subtropischer Warmluft) eng miteinander gekoppelt. Einhergehend mit den arktischen Kaltluftausbrüchen über Nordamerika herrschte eine ausgesprochen rege Tiefdrucktätigkeit über dem nordatlantischen Ozean, die mit südwestlicher Strömung immer wieder milde Luftmassen über den östlichen Nordatlantik bis weit in das nördliche Europa und bis zum Ural heranführte. Trotz einer ganzen Reihe neuer Tagesrekorde sowohl auf dem nordamerikanischen Kontinent als auch hierzulande bewegen sich die bislang in diesem Winter verzeichneten Temperaturen aber noch vollständig im Bereich bereits beobachteter Werte. So wurden in den USA weder absolute noch monatliche Rekordwerte erreicht.

Auch in Deutschland lagen die Temperaturen in den vergangenen Wochen zwar mehrfach im ungewöhnlich milden Bereich, historische Rekorde wurden dabei trotz der am 09. des Monats in Buchenbach gemessenen bisherigen landesweiten Höchsttemperatur in diesem Januar von immerhin 17,0°C jedoch nicht verzeichnet. Dies gilt ebenso für die Monatsmitteltemperaturen von ganz Deutschland. Der vergangene Dezember war mit einem Flächenmittel von 3,6°C der 10. wärmste seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1881, der Januar würde sich nach der Hälfte des Monats mit einer Mitteltemperatur von etwa 4,5°C aktuell als 2. oder 3. mildester in die Datenarchive des DWD einordnen. Allerdings ist nach momentanem Stand davon auszugehen, dass sich die Temperaturen in der zweiten Monatshälfte den jahreszeitlichen Normalwerten zunehmend annähern werden. Auch wenn ein landesweiter und dauerhafter Wintereinbruch zumindest im Flachland derzeit noch nicht in Sicht ist, dürfte ein Teil des bisherigen Wärmeüberschusses dementsprechend bis zum Ende des Monats noch abgebaut werden. Damit würde auch der Januar 2014 nicht zu den absolut wärmsten Januarmonaten überhaupt zählen. Dass sogar der Rekordwert von 4,8°C aus dem Jahr 2007 noch erreicht wird, erscheint höchst unwahrscheinlich.

Aufgrund der langen Fortdauer der milden Witterung lohnt sich neben den Monatsmitteltemperaturen auch ein Blick auf die jahreszeitlichen Mittelwerte. Das bisherige Wintermittel in Deutschland liegt bei etwa 3,9°C (Flächenmittel). Bliebe dieser Wert bis Ende Februar unverändert, so wäre der Winter 2013/2014 damit der insgesamt 2. wärmste Winter. Zum Vergleich: Der bislang wärmste Winter war der Winter 2006/2007 mit einem Wert von 4,4°C. Danach folgen die Winter 1989/1990 sowie 1974/1975 mit jeweils 3,6°C. Auch in dieser Hinsicht fällt dieser Winter also durchaus noch in den Bereich der bereits beobachteten Klimavariabilität.

Viele Gebiete weltweit wärmer als sonst

Einen eindeutigen Beweis für die Existenz des vom Menschen verursachten Klimawandels liefert der Winter 2013/2014 in Deutschland ebenso wenig wie irgendein anderes Einzelereignis. Analog stellt auch der kalte Winter in Nordamerika keinesfalls einen Gegenbeweis dar. Vielmehr ist dieses Phänomen immer langfristig und für die gesamte Erde zu beurteilen. Dementsprechend zeigt die Abbildung die globale Verteilung der Temperaturabweichung vom internationalen klimatologischen Referenzzeitraum 1961-1990 für den Zeitraum vom 01. Dezember 2013 bis zum 13. Januar 2014. Neben dem ausgeprägten Kältezentrum über dem nordamerikanischen Kontinent sowie – abgeschwächt – über Teilen des westlichen Nordatlantiks finden sich weltweit nur einige Regionen mit markant negativen Abweichungen. Demgegenüber war es nicht nur in weiten Teilen Europas, sondern auch im westlichen Sibirien, im östlichen Pazifik sowie fast im gesamten Polargebiet erheblich zu warm. Die höchsten Abweichungen traten dabei im Bereich des arktischen Ozeans nördlich der Barentssee auf. Dort war es bis zu 13°C wärmer als im vieljährigen Mittel des betrachteten Zeitraums. Insgesamt lag die Abweichung für die Nordhemisphäre bei rund 0,6°C, global war es etwa 0,4°C wärmer als im Referenzzeitraum. Der Trend zur langfristigen globalen Erwärmung ist also nach wie vor ungebrochen.

Kältere Winter trotz Klimawandel?

Von besonderem Interesse ist aber sicher auch die Frage, ob es in Folge des Klimawandels zukünftig häufiger zu solch beständigen Wetterlagen und damit nicht nur zu einer deutlichen Zunahme besonders warmer Witterungsabschnitte, sondern möglicherweise auch zu mehr Kälteextremen über den nordhemisphärischen Landmassen kommen könnte als in der Vergangenheit. Einige Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass es durch die überdurchschnittlich starke Erwärmung der Arktis zu einer Abschwächung der Westwindzirkulation und damit zu einer Verstärkung der Nord-Süd-Ausdehnung des Strahlstroms kommen könnte. Hierdurch würden neben langanhaltenden Hitzewellen auch Kältewellen wie aktuell über Nordamerika begünstigt. Allerdings ist diese Theorie noch umstritten und kann daher noch nicht abschließend beurteilt werden. Hier besteht noch weiterer Forschungsbedarf.

Mehr zur klimatologischen Einordnung von ungewöhnlichen aktuellen Witterungsereignissen auf den Seiten des Deutschen Wetterdienstes


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