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22.02.2018

Defizite bei der Anpassung von Unternehmen an den Klimawandel

Fast jedes zweite Unternehmen erwartet, dass sich der Klimawandel innerhalb der nächsten fünf Jahre auf seine Wertschöpfungskette auswirken wird, aber nur jedes vierte Unternehmen implementiert bereits Maßnahmen dagegen.

Das geht aus einer internationalen Studie hervor, in der das globalen Qualitätssicherungs- und Risikomanagement-Unternehmens DNV GL untersuchte, wie widerstandsfähig Unternehmen gegenüber den Auswirkungen des Klimawandels sind. An der Studie nahmen mehr als 1.200 Experten aus Europa, Nord-, Mittel- und Südamerika und Asien teil..

Anpassung von Unternehmen an den Klimawandel - Symbolbild 
Quelle: (c) panthermedia.net / Rawpixel Quelle: (c) panthermedia.net / Rawpixel

Unternehmen spüren bereits heute die Auswirkungen des Klimawandels auf ihre Geschäftstätigkeit oder sehen ein hohes Risiko drohender Folgen. Dennoch zeigt die Studie einen Mangel an Proaktivität und nur eine Minderheit, die bereits dabei ist, Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel und zur Erhöhung der Widerstandfähigkeit zu implementierten. „Möglicherweise unterschätzen Unternehmen, wie schwerwiegend die Auswirkungen sein können und wie dringend es ist, sich diesem Problem zu stellen.", folgert Luca Crisciotti, CEO von DNV GL - Business Assurance.

Nahezu alle befragten Unternehmen nennen mindestens ein klimabedingtes Risiko, von dem sie glauben, dass es direkte oder indirekte Auswirkungen auf ihre Geschäftstätigkeit haben wird. Die größten Gefährdungen stellen für die Befragten Temperaturerhöhungen und Hitzewellen (55 Prozent), Stürme (44 Prozent) und Überschwemmungen (38 Prozent) dar. Die Gefährdungen variieren je nach geografischer Lage. So sehen beispielsweise in Mittel- und Südamerika sowie in Europa sechs von zehn der Befragten Temperaturanstiege und Hitzewellen als dominierende Gefahr, während in Nordamerika sechs von zehn der Befragten Stürme als die größte Bedrohung sehen.

Die Folgen des Klimawandels wirken sich bereits heute aus

Unternehmen gehen davon aus, dass sich die Folgen innerhalb weniger Jahre auf ihr Geschäft auswirken werden. Nur eines von acht Unternehmen erwartet, dass sie erst in mehr als zehn Jahren auftreten werden und eines von vier Unternehmen gibt an, dass schon jetzt in mindestens einem Bereich ihrer Wertschöpfungskette Auswirkungen spürbar sind. Dennoch sind erst 25 Prozent der befragten Unternehmen dabei, Maßnahmen zur Anpassung oder Resilienz zu implementieren. Große Unternehmen sind schon weiter. Von ihnen geben 40 Prozent an, bereits Maßnahmen zu implementieren.

Vermischung von Anpassung und Minderung

Befragt nach den konkreten Maßnahmen, fällt auf, dass die Teilnehmer der Studie auch Elemente des Klimaschutzes und Umweltmanagements als Anpassung und Resilienz interpretieren. Nur 25 Prozent der Antworten beziehen sich auf Maßnahmen zur Klima-Anpassung (Adaption) und 43 Prozent der Befragten geben Maßnahmen an, die unter die weiter gefasste Definition von Kima-Resilienz fallen. Der Rest beschreibt Maßnahmen, die sich hauptsächlich auf die Minderung (Mitigation) des Klimawandels beziehen z.B. Treibhausgasemissionen-Management, CO2-Bilanzierungen und ein größerer Anteil an erneuerbaren Energien.

„Maßnahmen zur Mitigation sind entscheidend, um die Treibhausgasemissionen zu reduzieren, aber sie werden Unternehmen nicht helfen, sich an den Klimawandel anzupassen oder Widerstandsfähigkeit aufzubauen. Das deutet darauf hin, dass es ein enormes Potenzial gibt, um das Bewusstsein von Unternehmen für die Auswirkungen des Klimawandels zu schärfen und sie auf den Umgang mit diesen vorzubereiten", erklärt Crisciotti.

Motiviert durch externe Faktoren

Externe Faktoren wie Gesetze und Verordnungen (50 Prozent) und Kundenanforderungen (43 Prozent) sind wichtige Treiber des Handelns. Die Sicherung des Unternehmens, öffentliche Belange und Corporate Responsibility sowie Business Continuity stehen jedoch nur knapp dahinter.

Die Studie hat eine kleine Gruppe von Unternehmen identifiziert, die als Leader bezeichnet werden und sich als Vorreiter herausstellen. Sie führen bereits Anpassungs- oder Resilienz-Maßnahmen durch und rangieren in allen Aspekten, die in der Studie beleuchtet wurden, höher. Für sie ist Business Continuity (55 Prozent) genauso wichtig wie Gesetze und Verordnungen (53 Prozent), wenn es um die Motivation für Maßnahmen geht. Etwa die Hälfte der Vorreiter ist davon überzeugt, dass sich daraus Wettbewerbsvorteile ergeben und 35 Prozent nennen Wertschöpfung als Treiber.

„Auf der einen Seite zeigen die Vorreiter, dass Klimaanpassung und -Resilienz eine Chance für Wettbewerbsvorteile bietet. Andererseits heben die Ergebnisse deutlich hervor, dass wir das Bewusstsein und das Verständnis dafür schärfen müssen, wie wichtig es ist, die Anpassungs- und Widerstandsfähigkeit gegenüber den Folgen des Klimawandels zu verbessern. Unternehmen sollten zunächst die Risiken bewerten und einen strategischen Ansatz definieren, um dies anzugehen", rät Crisciotti.

Dieser Bericht von Andrea Beck wurde auf www.dnvgl.de veröffentlicht. Wir geben in hier mit freundlicher Genehmigung von DNV GL wieder.

Lesen Sie dies und mehr auf den Seiten von DNV GL SE (Kontakt, Link zur Studie, Infografiken, …)

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