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15.11.2017

IUCN: Weltnaturerbestätten sind vom Klimawandel betroffen - ihre Anzahl hat sich in drei Jahren fast verdoppelt

Laut eines heute von der Weltnaturschutzunion IUCN auf der UN-Weltklimakonferenz in Bonn veröffentlichten Berichts ist die Anzahl der vom Klimawandel bedrohten Weltnaturerbestätten in nur drei Jahren von 35 auf 62 gestiegen, wobei der Klimawandel die am schnellsten wachsende Bedrohung ist.

IUCN World Heritage Outlook 2 - Title 
Quelle: IUCN Quelle: IUCN

IUCN World Heritage Outlook 2 - der Nachfolgebericht des IUCN World Heritage Outlook von 2014 – bewertet zum ersten Mal, inwiefern sich die Aussichten für die Erhaltung aller 241 Weltnaturerbestätten im Laufe der Zeit verändert haben. Der Bericht geht auf die Bedrohungen, den Schutz und das Management der Stätten und den Zustand der einzigartigen Merkmale, aufgrund derer sie den renommierten Welterbestatus erhalten haben, ein.

Laut der Bewertung werden ein Viertel aller Stätten – 2014 war es jede siebente Stätte – durch die vom Klimawandel hervorgerufenen Phänomene wie Korallenbleiche und Gletscherschmelze beeinträchtigt. Somit zählen Korallenriffs und Gletscher zu den am stärksten bedrohten Ökosystemen. Andere Ökosysteme wie Feuchtgebiete, tiefliegende Flussmündungen, Permafrost-Gebiete und feuergefährdete Ökosysteme sind ebenfalls betroffen. In dem Bericht wird davor gewarnt, dass die Anzahl der unter dem Klimawandel leidenden Weltnaturerbestätten wahrscheinlich weiter zunehmen wird, da dieser nach wie vor die größte potenzielle Gefahr für das Weltnaturerbe darstellt.

„Der Schutz der Weltnaturerbestätten fällt auf internationaler Ebene in den Verantwortungsbereich derselben Regierungen, die das Pariser Abkommen unterzeichnet haben,“ sagt Inger Andersen, IUCN Director General. „Von diesem Bericht der IUCN geht eine deutliche Botschaft an die hier in Bonn versammelten Delegierten aus: Der Klimawandel schreitet mit großen Schritten voran und verschont auch die größten Schätze unseres Planeten nicht. Das Tempo und das Ausmaß, mit dem er unserem Weltnaturerbe schadet, unterstreicht wie wichtig es ist, dass die Staaten das Pariser Abkommen mit großer Dringlichkeit und großem Engagement umsetzen.“

Die auf der Liste der Weltnaturerbestätten stehenden Korallenriffs wie das Aldabra Atoll im Indischen Ozean – das zweitgrößte Korallenatoll der Welt, das Belize Barrier Reef im Atlantik – das größte Barriereriff in der nördlichen Hemisphäre und das Great Barrier Reef – das größte Riff der Welt wurden in den letzten drei Jahren aufgrund der steigenden Wassertemperatur durch katastrophale großflächige Korallenbleiche geschädigt. Am Great Barrier Reef waren beispielsweise 2016 bereits bis zu 85 % der untersuchten Riffs von der schweren Korallenbleiche betroffen.

Schwindende Gletscher, was ebenfalls auf die zunehmende Erderwärmung zurückzuführen ist, bedrohen Stätten wie den Nationalpark Kilimandscharo – mit dem höchsten Berg Afrikas und den Swiss Alps Jungfrau-Aletsch – den größten Gletscher in den Alpen.

„Weltnaturerbestätten spielen eine bedeutende Rolle für die lokale Wirtschaft und die Existenzgrundlage der Menschen,“ so Tim Badman, Direktor des World Heritage Programms der IUCN. „Deren Zerstörung kann daher katastrophale Folgen haben, die nicht nur die außerordentliche Schönheit und den natürlichen Wert betreffen. Im Nationalpark Huascarán in Peru beeinträchtigen beispielsweise schmelzende Gletscher die Wasserversorgung und kontaminieren Wasser und Boden durch die Freisetzung der bisher unter dem Eis eingeschlossenen Schwermetalle. Dies macht es noch dringlicher, jene Orte zu schützen.”

Der Bericht geht auch auf allgemeinere Probleme für das Welterbe ein. Gefahren, die von invasiven Arten, nicht nachhaltigem Tourismus oder Infrastrukturentwicklung ausgehen, nehmen ebenfalls zu. Sie beeinträchtigen ökologische Prozesse und bedrohen das Überleben der an diesen Stätten lebenden Arten. Invasive fremde Arten sind die am weitesten verbreitete Bedrohung. Ihre Auswirkungen werden häufig durch den Klimawandel verstärkt, der ihre Ausbreitung und Ansiedlung ermöglicht.

Insgesamt wird berichtet, dass 29 % der Weltnaturerbestätten beträchtlichen Anlass zur Sorge geben und für 7 % sind die Prognosen kritisch. Dazu zählen der Nationalpark Everglades in den USA und der Turkana-See in Kenia. Zwei Drittel der Stätten lassen sich voraussichtlich auf absehbare Zeit gut erhalten – in etwa so viele wie 2014.

Der Bericht zeigt auch auf, dass Qualität und Effektivität des Managements von Weltnaturerbestätten seit 2014 abgenommen haben, was insbesondere aufgrund unzureichender Finanzierung zurückzuführen ist. Weniger als die Hälfte der Stätten werden gut gemanagt.

Es wird allerdings auch von Erfolgen berichtet, die zeigen, dass ein gutes Management spürbar positive Auswirkungen hat. Im Nationalpark Comoé in der Elfenbeinküste hat sich zum Beispiel die Elefanten- und Schimpansenpopulation aufgrund des effektiven Managements und der internationalen Unterstützung erholt, nachdem sich die politische Lage im Land stabilisiert hatte. Dadurch hat sich die Prognose für den Erhalt in den letzten drei Jahren deutlich verbessert. Der Nationalpark zählt zu den 14 Stätten, deren Rating sich seit dem IUCN World Heritage Outlook Bericht von 2014 verbessert hat.

Dieser Bericht ist im Internet (in Englisch) verfügbar. Die nächste Ausgabe ist für 2020 geplant.

Lesen Sie dies und mehr auf der website von IUCN (International Union for Conservation of Nature) (Link zum Download des Reports, mehr Informationen, andere Sprachen, …)

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